Konzert:Ausgezeichnet ohne Preis

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Mit Noblesse und Präzision überzeugte die Japanerin Shoko Kawasaki die Musikpreisjury des Kulturkreises Gasteig - war aber zu alt für den Wettbewerb. (Foto: Ei Mizuki)

Shoko Kawasaki, die Beinahe-Gewinnerin am Klavier, tritt im Gasteig auf

Von Klaus P. Richter, München

Die "Winners & Masters"-Reihe des Kulturkreises Gasteig ist ein bewährtes Forum zwischen musikalischem Talentschuppen und avancierten Könnern. Einige Karrieren junger Musiker haben dort schon begonnen. Noch verdienstvoller ist es, dass auch, zusammen mit der Hochschule für Musik und Theater in München, jedes Jahr ein Kulturpreis Musik für die Besten vergeben wird.

Im vergangenen Jahr war die Preisträgerin im Fach Klavier die Japanerin Shoko Kawasaki. Die Jury hatte sich in enthusiastischer Einmütigkeit für die junge Pianistin entschieden, die in einer Meisterklasse bei Michael Schäfer an der Musikhochschule studiert. Und außerdem an der Universität in Tokio eine Doktorarbeit über Ligeti geschrieben hat. Bereits ihre ersten Takte im kleinen Konzertsaal des Gasteigs verblüfften: Obwohl Prokofiev nicht zur leisen Musik zählt, hörte man sie in der schwierigen Akustik des Saales ganz anders. Erledigt war das Problem zwischen der niedrigen Saaldecke und dem riesigem Steinway mit einer Klangkultur von sensibler Noblesse und kristallklarer Präzision. Und so ging es weiter: Scarlatti, Liszt. Erster Preis - keine Frage. Aber die Juroren denken, und die Götter lenken. Das waren in diesem Fall die Professoren der Musikhochschule in der Jury. Wochen später kam man darauf, dass Frau Kawasaki das Alterslimit für die Teilnahme am Wettbewerb überschritten hatte. Im Dilemma zwischen künstlerischem Eros, formalistischem Defizit und juristischen Skrupeln verfiel man darauf, ihr den Preis wieder zu entziehen und - ohne viel Federlesens - eine andere Teilnehmerin auszuzeichnen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Oder auf die Idee käme, dass für die formale Zulassung zu einem Wettbewerb nicht nur der Delinquent verantwortlich ist, sondern auch die Profis des Zulassungsgremiums.

Was aber dem Juristen recht ist, ist der Musengöttin Cäcilia billig: Jetzt bekommt die junge Pianistin in der Kulturkreis-Reihe ihr Forum ohne Professoren und Kunstrichter. In einem Konzert an diesem Freitag wird Kawasaki das Thema "Fantasie" mit Mozart, Prokofiev, einer Uraufführung von Jacopo Salvatori, Debussy und Schumann gestalten.

Shoko Kawasaki, Freitag, 17. Februar, 20 Uhr, Kleiner Konzertsaal im Gasteig, Rosenheimer Str.5

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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