Konzert:Auf den Wellen tanzen

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Verwandt und doch harmonisch: Cousin Julius Darvas und die Brüder Ondrej, Roman und František Janoska (v. l.). (Foto: Julia Wesely)

Das "Janoska Ensemble" mischt Genres und Zeiten zu ihrem einzigartigen Stil. Am Sonntag stellt das Quartett im Prinzregententheater seine erste CD vor

Von Sarah Bioly

Man nehme Bach, Mozart und Beethoven, werfe sie mit verschiedenen Musikgenres in einen Topf, lasse das Janoska Ensemble einmal umrühren und heraus kommt: der Janoska-Stil. Das Quartett aus Österreich ist ein Sturm, der die verschiedenen Musikrichtungen durcheinander wirbelt. Und dabei entsteht eine Mischung aus Klassik, Jazz, Balkan, Tango, Pop, Rock und Eigenkompositionen, die mitreißt. Die Musik lädt mit Energie auf. Man möchte tanzen. Nur welcher Tanzstil? Am besten ganz frei, eine Mischung, denn so klingt auch der "Janoska".

Das Ensemble improvisiert im Stile alter Meister: Eine endgültige Version des Stücks existiert nicht. Jedes Konzert ist anders - so wie früher bei Hofe die Kadenzen direkt bei der Vorführung ihren letzten Schliff bekamen. Die vier improvisieren und harmonieren - obwohl sie miteinander verwandt sind. Ondrej, Roman und František Janoska sind Brüder, Julius Darvas ist ihr Cousin. Gegründet haben sie das Ensemble 2013 und dabei etwas Neues geschaffen: den Janoska-Stil, wie ihn Kritiker und Freunde nannten.

Dieser klingt nach mehr, als nur vier Musikern. František erzählt: "Manchmal übernehme ich am Klavier drei Rollen gleichzeitig." Er begleitet, spielt eine Melodie, und Platz für Variationen ist auch noch. In ihrem "Rumba für Amadeus", bei dem František die ersten Takte von Mozarts Klavierkonzert N. 20 d-Moll zum Hauptthema machte, zweckentfremdet Roman seine Geige, indem er sie ähnlich wie eine Rhythmusgitarre schlägt. "Wir zeigen, dass musikalisch alles möglich ist", so František. Trotzdem mischen die Musiker nicht alles mit allem, denn auch wenn sie Mozart beispielsweise in der Fledermaus-Ouvertüre auf südamerikanische Rhythmen treffen lassen, steckt eine besondere Spielidee dahinter.

Die Arrangements für verschiedene Musikrichtungen fallen dem Quartett leicht. Bereits mit vier, lernte Ondrej Geige. Roman und František spielen ihre Instrumente seit sie fünf Jahre alt sind. Sie sind die sechste Generation Musiker ihrer Familie und haben viel von ihren Eltern gelernt. Ihr Vater brachte von seinen Tourneen immer Schallplatten mit, zum Beispiel vom französischen Jazz-Geiger Stéphane Grappelli. So lernten die Brüder automatisch auch andere Musikgenres kennen und können diese auf demselben musikalischen Niveau wie Klassik spielen. Ihre Ausbildung erhielten sie und Darvas von Professoren, wie Boris Kuschnir oder Pravel Vernikov am Wiener Konservatorium und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Trotzdem sieht das Quartett sich noch in einem Lernprozess. "Wir entwickeln uns immer. Es ist nie zu Ende", sagt František.

Um den Tango und sein Gefühl richtig fassen und spielen zu können, haben sie sich auf die Suche nach dem "echten Tango" begeben. Gefunden haben sie diesen nicht in Konzertsälen, sondern auf den Straßen der Altstadt San Telmos in Argentinien. An einem Samstagabend erfüllt Musik dort die Gassen, und die Einheimischen kommen um zu tanzen. Diese Emotionen möchte das Jansoka Ensemble durch ihre Musik transportieren.

Den Janoska-Stil beschreibt Julius als Wellenritt. Gefühle kommen, wie die Wellen am Meer. Man muss sie nehmen, sich draufstellen und sich von ihnen tragen lassen. Auch die Auftritte des Janoska Ensembles erinnern eher an Pop-Rock-Konzerte. Die ursprünglich klassischen Werke aber werden nicht überschwemmt oder gar aufgeblasen, sondern schlicht neu illuminiert.

Janoska Ensemble, Prinzregententheater, So., 29. Januar, 19.30 Uhr, Prinzregentenplatz 12, 93 60 93

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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