Konzert:Anna Bonitatibus mit Rundfunkorchester

Von Egbert Tholl, München

Allein wegen dieser Arie lohnen sich die CD und der Besuch des Konzerts im Prinzregententheater. Anna Bonitatibus singt die Arie "Gelido in ogni vena". In dieser verzweifelt der König Farnace, nach dem Vivaldis Oper benannt ist, darüber, dass er seiner Gattin befahl, sich selbst und den gemeinsamen Sohn zu töten, damit beide nicht in die Hände des Feindes fielen. Das ist so richtig Oper, vor allem Barockoper, doch das kalte Blut, das Farnace hier noch im zweiten Akt durch die Venen fließt, wird am Ende wieder warm und alles geht gut aus. Jordi Savall besetzte für seine bahnbrechende Aufnahme den Farnace mit einem Bariton; hier nun singt ihn Anna Bonitatibus, und wenn man nur diese eine Arie hört, wirkt es vom Fluidum richtiger, betörender. Mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Corrado Rovaris hat Bonitatibus Arien aus Hosenrollenpartien von Händel bis Henry Mancini eingesungen, am Mittwoch, 17. Oktober (19.30 Uhr), präsentieren sie zusammen das Programm. Bonitatibus versteckt die Weiblichkeit ihrer Stimme dabei nie, sie nimmt das erotische Spiel auf, das Hosenrollen nach dem Verschwinden der Kastraten bedienten. Später, etwa in Strauss' "Rosenkavalier", erinnerten sich Komponisten daran und setzten es ganz bewusst ein. So präsentiert Bonitatibus nicht nur einst von Kastraten gesungene Partien, sondern solche von Mozart (Cherubino im "Figaro"), Bellini, Offenbach, Mascagni, Puccini, Ravel. Wunderschön, und das Rundfunkorchester bewegt sich elegant durch alle Stile.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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