Komödie:Hollywood Exit

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Die Prolls erobern die Westküste: "Entourage" ist der Kinofilm zur gleichnamigen Fernsehserie auf HBO.

Von Fritz Göttler

Schluss mit der Nabelschau, schimpften die Kritiker, als der "Entourage"-Film in die amerikanischen Kinos kam. Kein weiteres Erzählen über Hollywood aus Hollywood mehr. Acht Staffeln hatte es von der gleichnamigen HBO-Serie gegeben, zwischen 2004 und 2011. Schnappschüsse aus der TV-Karriere des schwarz gelockten Jungakteurs Vincent Chase (Adrian Grenier), der von Queens an die Westküste kommt und dort seinen Weg macht, fürsorglich und fetzig unterstützt von seinen New Yorker Freunden und Verwandten. Man zuckt zusammen, wenn man heute - die ersten beiden Staffeln sind bei Warner wieder auf DVD herausgekommen - diese Kindergesichter und -körper vor zehn Jahren sieht. Gleich geblieben ist der Westküsten-Partyglamour, ein Feuerwerk von Wasserglitzern und Machogrinsen, dummer Anmache und infantiler Gockelei. Leerlauf des Lebens: einmal sieht man die Jungs auf einer Yacht an einer Glaswand entlanggehen, und es ist belanglos, wer da nun der Doppelgänger ist und wer das Original.

Die Jungs brachten die erdverbundene Prolligkeit der New Yorker Hip-Hopper in den Sonnenstaat, wie sie heute immer stärker die Filme von Mark Wahlberg grundiert - er hat die Serie produziert und tritt nun auch im Film mit seiner Gang kurz auf. Kann es nicht fassen, dass Vincent sich aus seinem eigenen Schneideraum aussperren lässt. Ja, Vincent hat sich nun auch als Regisseur versucht, und sein erstes Filmwerk heißt "Hyde", ein düsteres Punkmärchen, dem leider zur Vollendung ein paar Millionen Dollar fehlen. An diesem Punkt kommt die Familie McCredle aus Texas ins Spiel, der Vater hat in den Film investiert und sein Sohn Travis wird nun nach Hollywood geschickt, um zu prüfen, ob die Produktion weiteren Zuschusses wert ist. Es ist Ari Gold, der smarte, schwarzgegelte Agent/Producer der Jungs - grandios verkörpert von Jeremy Piven -, der hier Überzeugungsarbeit leisten muss. Eine Verhandlungssituation, die ein bisschen an das Grexit-Drama mit Tsipras und den Gläubigern erinnert.

Haley Joel Osment ist Travis, der Kleine aus "Sixth Sense" und "A. I.". Er ist impulsiv und energisch - jedes Kind sehnt sich danach, mitzuspielen zu dürfen - und hat natürlich keine Chance gegen die geballte Entourage. Am Ende wird Ari, der das radikal Coole als Attitüde verkörpert, Travis der Lächerlichkeit preisgeben, auf einer Sitzung des Produktionsausschusses. Das letzte Wort aber hat Travis' Vater. Es ist ein bewegendes Vaterwort, gesprochen von Billy Bob Thronton, die eine Minute Wahrheit dieses Films. Die Sitzung geht weiter. Cool ist und bleibt, wer die Macht hat. Und das Geld.

Entourage, USA 2015 - Regie, Buch: Doug Ellin. Kamera: Steven Fierberg. Schnitt: Jeff Groth. Mit: Kevin Connolly, Adrian Grenier, Kevin Dillon, Jerry Ferrara, Jeremy Piven, Billy Bob Thornton, Haley Joel Osment. Warner, 104 Minuten.

(Foto: N/A)
© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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