Klassik:Jonian Ilias Kadesha

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Was für ein Name, was für ein Talent. Der 25-jährige Geiger hat eine solch überbordende Klangphantasie, dass Juroren bei Wettbewerben nicht recht wissen, wie ihnen geschieht.

Von Harald Eggebrecht

Fast möchte man sagen, wer einen solchen zugleich wohl wie exotisch klingenden Namen trägt, der muss was bedeuten. Für einen Musiker von überragender Begabung ist so ein Name erst recht ein Glück, den merkt man sich. Jonian Ilias Kadesha wurde 1992 in Athen geboren, er hat albanisch-griechische Wurzeln, hat in Deutschland bei Grigori Zhislin und in Italien beim Paganini-Spezialisten Salvatore Accardo studiert. Er spricht alle diese und weitere Sprachen, interessiert sich sehr für Literatur und Philosophie.

Ihn nur als Riesentalent anzusehen, reicht nicht aus, dieser Junge hat etwas original Geniales. So verblüffte er beim Augsburger Leopold-Mozart-Wettbewerb durch eine stilistische Treffsicherheit und Artikulationsgenauigkeit vom Barock bis in die modernste Moderne, dass die einen ungläubig, die anderen skeptisch über diese originelle musikalische Intuition staunten.

Inzwischen hat Kadesha als Solist und blendender Kammermusiker schon mit Erlauchten gespielt wie Martha Argerich, Gidon Kremer oder Kim Kashkashian und sich in Kursen Meistern wie Steven Isserlis, Ivry Gitlis oder dem Kammermusikguru Eberhard Feltz gestellt. Preise hat er bei fünf internationalen Wettbewerben gewonnen.

Doch Kadesha wird wohl nie den Eindruck machen, ein "fertiger" oder gar ein "reifer" Geiger zu sein. Dafür ist seine Klangfantasie zu sehr auf Neues, Unbekanntes, noch nie Versuchtes aus, auf Forschen und Erkunden und nicht auf glattes Abliefern. Das ist im Konzert natürlich unmittelbar als Abenteuer zu erleben, aber auch seine CD (Avi-music) mit Werken von George Enescu, Maurice Ravel und Nikos Skalkottas zeigt die sofort wirkende Originalität dieses ungewöhnlichen Musikers. Mit dem Pianisten Nicholas Rimmer gelingt Kadesha vor allem Enescus 3. Sonate so, dass man glaubt, Claude Debussys Vision von Musik sei hier verwirklicht: "Die Musik ist eine geheimnisvolle Mathematik, deren Elemente Teil des Unendlichen sind. Sie bestimmen die Bewegung des Wassers, das spielerische Auf und Ab der wechselnden Winde; nichts ist musikalischer als ein Sonnenuntergang!" Doch auch für Ravel und Skalkottas findet Kadeshas grenzenlose Klangfantasie die dazugehörige "geheimnisvolle Mathematik".

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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