Klassik:Christian Svarfvars Eleganz

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(Foto: N/A)

Von Helmut Mauró

Er machte schon in jungen Jahren auf sich aufmerksam. Im Alter von zwölf Jahren debütierte der schwedische Geiger Christian Svarfvar mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert, und so ganz hat er den frühromantischen Tonfall nie abgelegt. Gut so, muss man sagen, wenn man ihn nun, da er 36 Jahre alt ist, erneut hört, und zwar mit dem hochromantischen g-Moll-Konzert von Max Bruch. Begleitet wird er, sehr einfühlsam, vom London Philharmonic Orchestra unter Leitung von Joanna Caneiro, mit seinem Landsmann Henrik Måwe am Klavier (bei Rubicon Classics).

Christian Svarfvar fällt in diesem populären Violinkonzert vor allem durch seinen unangestrengt eleganten, gleichwohl konzentriert sinnlichen, ja bisweilen süßlichen Geigenton auf. Er will Bruchs Meisterwerk nicht neu erklären oder gegen den Strich bürsten und dem geneigten Publikum die Hörgewohnheiten austreiben. Nein, er sieht sich - zu Recht - in der Lage, diesem Werk Genüge zu tun, wie dies Hunderte Geiger vor ihm taten, jeder auf seine Weise. Im Gegensatz zu anderen treibt Svarfvar nie ins Schwülstige ab, er gerät erst gar nicht in die Nähe des triefend Sentimentalen oder auch nur sinnlos Gefälligen.

Svarfvar ergänzt die CD mit Werken des schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar - und leider nicht mit einem zweiten Konzert von Bruch. So leidet dieser Komponist weiterhin darunter, dass man außer diesem ersten, dem g-Moll-Violinkonzert, offenbar kaum etwas von ihm hören will. Weder die munteren "Schwedischen Tänze", noch die eindringliche "Schottische Phantasie", die ja über weite Strecken auch nichts anderes ist als ein wirkungsvoll geformtes Violinkonzert. Nur mit noch weiteren, offenen Seelenlandschaften und einer Hingabe an die Natur, die schon teilweise im Bereich des Religiösen anzusiedeln ist. Damit kann Bruchs Doppelkonzert für Klarinette und Bratsche vielleicht nicht mithalten; es entfaltet aber ganz eigene Reize des Herb-Natürlichen und stellt wieder einmal Bruchs geniale Fähigkeit heraus, in der schlichtesten Melodie ein ganzes Seelenleben zu finden. In seinen Symphonien treibt er dafür weit größeren Aufwand, bereist eindrucksvolle Klanglandschaften, Gewässer, Urwälder. Er klingt eher wie ein Entdecker, weniger wie ein mutwillig Schaffender.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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