Klassik-CD:Isabelle Faust & Kristian Bezuidenhout

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Mit den Sonaten für Violine und Cembalo hat sich Johann Sebastian Bach bis zu seinem Tod immer wieder beschäftigt. Jetzt gibt es eine wunderbare neue Aufnahme - klar, historisch präzise, und doch warm und sanft.

Von Harald Eggebrecht

Im Werkkosmos von Johann Sebastian Bach gibt es überraschend wenig Kammermusik: Die beiden sechsteiligen Zyklen für Violine solo und Violoncello solo, eine Soloflötensuite, vier Suiten und drei Einzelstücke für Laute, drei Gamben-Cembalo-Sonaten, sechs Flötensonaten und sechs Sonaten für Violine und Cembalo. Viel gespielt werden vor allem die Solostücke für Geige und Cello. Dabei hat es mit dem "Sixpack" der Violine-Cembalo-Sonaten BWV 1014-19 eine besondere Bewandtnis, denn Bach beschäftigte sich bis zu seinem Tode immer wieder mit diesen Stücken. Auch nach seinem Tod wurden sie etwa vom Sohn Carl Philipp Emanuel sehr geschätzt "ohngeacht sie über 50 Jahre alt sind". Allein von der sechsten Sonate gibt es mehrere abweichende Versionen. Vermutlich hat Bach die Urfassung der Violinsonaten in der Zeit als Kapellmeister in Köthen komponiert, wo er sowieso weltliche Unterhaltungs- und Repräsentationsmusik höchsten Ranges schrieb, weil am calvinistischen Köthener Hof Kirchenmusik verpönt war.

Die Stücke sind den Prinzipien des Triosatzes verpflichtet, damals als ideale Kombination aus Kontrapunkt, Harmonie und Melodiegesangslinie gepriesen, die Bach wie kein zweiter beherrschte - nach seinem Bonmot, dass alle Stimmen "wundersam durcheinander arbeiten". Der großartige Cembalist Kristian Bezuidenhout und die nicht minder grandiose Geigerin Isabelle Faust haben die Sonaten nun ganz im Sinn von Klarheit der Artikulation, rhythmischer Deutlichkeit, unmissverständlicher Transparenz des Triosatzes bei harmonia mundi eingespielt. Hinzu kommen die wunderbar ausgesungenen Melodielinien in den langsamen Sätzen und die virtuose Attacke in den herausfordernden raschen Sätzen. Besonders die E-Dur Sonate gelingt ihnen makellos in Darstellung und Ausdruck.

Beide agieren nach historischer Aufführungspraxis. Bezuidenhout benutzt ein Cembalo, das einem von Johann Heinrich Gräbner nachgebaut ist, Bach schätzte dessen Cembali sehr. Isabelle Faust entfaltet hinreißend die dunkle Schönheit und den sanften Farbzauber einer Jacobus-Stainer-Violine von 1658. Stainers Geigen wurden damals höher geschätzt als die aus Cremona.

© SZ vom 17.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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