Theaterregisseur:Serebrennikow kommt für Proben nach Hamburg

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow 2018 in einem Gerichtssaal in Moskau. (Foto: Emile Alain Ducke/dpa)

"Das fühlt sich sehr gut an!": Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow darf nach vier Jahren Russland verlassen.

Der russische Film-, Opern- und Theaterregisseur Kirill Serebrennikow ist überraschend in Hamburg eingetroffen und hat seine Arbeit am Thalia-Theater aufgenommen.

Noch im Sommer 2020 war er wegen "Veruntreuung" zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot aus Russland verurteilt worden, wie das Theater am Montag mitteilte.

Serebrennikow hatte während seines Ausreiseverbots einige Inszenierungen per Zoom und Video in ganz Europa geleitet. Serebrennikow war im Sommer 2017 verhaftet und unter Hausarrest gesetzt worden. Seit Montag leitet er die Proben seiner Inszenierung von Tschechows Erzählung "Der schwarze Mönch" am Thalia Theater mit russischen, deutschen, amerikanischen, armenischen und lettischen Künstlern.

Serebrennikow sagte laut Mitteilung des Theaters bei seiner Ankunft am Samstag am Hamburger Flughafen: "Ich bin sehr, sehr froh und glücklich, dass Hamburg die erste europäische Stadt ist, in der ich nach viereinhalb Jahren wieder arbeiten darf! Denn es ist zugleich die letzte Stadt, in der ich vorher gewesen bin. Das fühlt sich sehr gut an! Das ist ein gutes Zeichen, und bestimmt kein Zufall!"

Die Proben begannen am 8. November in Moskau und werden seit 4. Januar in Hamburg fortgesetzt. Nach der Premiere werde Serebrennikow wegen der Präsentation eines internationalen Films nach Moskau zurückkehren. Geplant ist aber, ihn sowohl bei der Präsentation seines Films "Leto" (25. Januar) sowie bei einer Podiumsdiskussion am 30. Januar per Zoom zuzuschalten.

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