Kino:Qualität zeigen

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Monika Kijas' Filmreihe "Femmes Totales"

Von Elena Berchermeier, München

"Es gibt Filme von Frauen. Man muss sie nur sichtbar machen." Mit dieser Intention hat Monika Kijas 2013 ihren Filmverleih "Eksystent Distribution" gegründet. Sie hatte den Wunsch, etwas zur Gleichberechtigung in der Filmwirtschaft beizutragen. Die Reaktionen auf ihre Idee waren durchweg positiv, doch verändert hat sich kaum etwas. Auf die Frage, wieso in den Kinos so wenige Filme von Frauen gezeigt werden, sei jedes Mal die gleiche Antwort von den Betreiberinnen und Betreibern gekommen: Es gebe angeblich keine. Dabei liege es häufig schlicht an der fehlenden Recherche, dass Filme von Regisseurinnen unsichtbar für die breite Masse bleiben. Sie werden nicht in den Kinos gezeigt.

Um dem entgegenzuwirken, rief Kijas 2016 die feministische Filmreihe "Femmes Totales" ins Leben, die in diesem Jahr zum zweiten Mal durch Deutschland tourt. Sie wurde in mehr als 50 Städten gebucht, die zweite Ausgabe lief bereits an, nun folgen Vorführungen in München und Nürnberg. Die Filme werden immer nach denselben Kriterien ausgewählt: Sie sind von einer Regisseurin und bilden Diversität ab. Genre und Thematik können unterschiedlich sein.

Fünf aktuelle Filme stehen im Fokus: "Träum weiter" handelt von Mirja, die sich um ihre kranke Mutter und ihre Schwester kümmern muss, nebenbei allerdings noch ein geheimes Projekt startet. Die Regisseurin Rojda Sekersöz hat im vergangenen Jahr den schwedischen Filmpreis "Guldbaggen" als "Newcomerin des Jahres" erhalten. Im Film "Tage am Meer" geht es um Sofía und ihre beiden Töchter. Die drei erleben ein Abenteuer und lernen etwas über die Liebe. Es ist der erste Langfilm von Nadia Benedicto aus Argentinien; er wurde in der Kategorie "Beste Regie Erstlingswerk" auf dem "Arte Non Stop Film Festival" ausgezeichnet. Zentrales Thema in Sandra Wollners Langspielfilm "Das unmögliche Bild" ist ein Treffen von Frauen, die ein Geheimnis hüten. Der Film im Super-8-Kamera-Look gewann 2016 in Hof den "Förderpreis Neues Deutsches Kino". Einen privaten und beruflichen Neuanfang erlebt die eigensinnige Paula in "Bonjour Paris". Léonor Seraille gewann damit 2017 die "Goldene Kamera" beim Filmfestival in Cannes. Durch "Speak Up" wollen schwarze Frauen definieren und zeigen, was ihre persönliche weibliche Perspektive ausmacht. Die Regisseurin Amandine Gay ist selbst Aktivistin, es ist ihr Regiedebüt.

Die zahlreichen Nominierungen und Preise sind Beweise dafür, dass Filme von Regisseurinnen selbstverständlich die gleiche Qualität haben können wie die der Männer. Dennoch halten sich die Vorurteile gegenüber Frauen in der Branche hartnäckig. Ihnen wird nachgesagt, schlechter mit Budgets umgehen zu können und schlechtere Filme zu machen. Dies sind nur weitere strukturelle Ursachen, die zur Benachteiligung von Frauen führen. Seit der "Me Too"-Debatte ist allerdings einiges passiert; die Wut über solche Vorurteile findet nun einen Weg nach draußen. Endlich soll es Gleichberechtigung geben.

"Für mich ist Feminismus eine Art von Humanismus", sagt Monika Kijas. Durch "Femmes Totales" soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, was Frauen können und wie gut ihre Arbeit beim Publikum ankommt. Ein Umdenken muss stattfinden. Vor allem Zuschauerinnen und Zuschauer haben einen enormen Einfluss. "Es geht dabei immer um Macht und Geld", räumt Monika Kijas ein. "Natürlich wollen am Ende alle möglichst viel Geld verdienen, deshalb werden sie auch auf die Wünsche des Publikums hören müssen."

Femmes Totales , Donnerstag, 16., 23. und 30. August, sowie Do., 6. und 13. September, Beginn jeweils 19 Uhr, Neues Maxim, Landshuter Allee 33, 89 05 99 80; alle Termine und Infos zu den Filmen: www.femmes-totales.de

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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