Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Official Secrets" erzählt den spannenden Politthriller um eine Whistleblowerin. "Die Eiskönigin 2" ist so komplex, dass nicht mal Erwachsene durchblicken.

Von den SZ-Kinokritikern

Alles was du willst

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(Foto: 01 Distribution)

Vier römische 18-Jährige tun so, als wären sie rabiate Kerle. Dann lernen sie einen alten Dichter kennen, der sie mit Freundlichkeit bezirzt, trotz seiner beginnenden Alzheimer-Verwirrung: Sie sehen seine Begeisterung für Fußball, sie hören von ihm über den Alltag im 2. Weltkrieg, sie lesen schließlich seine Bücher. Francesco Bruni beweist mit der Geschichte einer unverhofften Freundschaft, dass der Zauber von Worten schon noch funktioniert.

Doctor Sleep

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(Foto: dpa)

Was ist mit dem kleinen Danny Torrance passiert, nachdem er in "The Shining" seinem axtschwingenden Vater entkommen ist? Diese Frage ließ seinen Erfinder Stephen King jahrzehntelang nicht los, weshalb er eine Fortsetzung seines Bestsellers schrieb. Dessen Verfilmung erledigt der Regisseur Mike Flanagan recht werkgetreu, aber immer im mächtigen Schatten von Stanley Kubricks Adaption des ersten Buchs.

Bernadette

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(Foto: epd)

Diese Frau ist eine Nervensäge, aber nur, weil sie sich selbst abhanden gekommen ist: Bernadette (Cate Blanchett) war mal eine großartige Architektin, aber weil das kreative Bauen schwierig und das Muttersein zeitraubend ist, lebt sie nun mit Mann und Kind in einer Villa in Seattle und legt sich mit jedem an, dem sie nicht aus dem Weg gehen kann. Bis ihr Mann (Billy Crudup) sie für verrückt erklären lassen will. Richard Linklaters Romanverfilmung ist nicht durch und durch gelungen, aber seine Hauptfigur ist komisch und rührend.

Die Eiskönigin 2

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(Foto: AP)

Elsa und Anna sind wieder da, und vielleicht wichtiger und sicher witziger: Olaf, der Schneemann und Sven, das Rentier. Alte Bekannte seit sechs Jahren, seit dem ersten Teil des Disney-Märchens, das zum erfolgreichsten animierten Film überhaupt wurde. Die Technik ist natürlich wieder beeindruckend, die Botschaft der starken Schwestern überdeutlich. Was dem Film von Chris Buck diesmal leider fehlt, ist ein gutes Drehbuch. Die Geschichte ist so komplex, dass man kein Kind sein muss, um den Überblick zu verlieren. Was wieder bleibt, sind Ohrwürmer.

Götter von Molenbeek

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(Foto: Real Fiction Filmverleih)

Das Brüsseler Viertel Molenbeek ist als Keimzelle des Dschihadismus verschrien. Doch für die beiden Sechsjährigen Aatos und Amine ist es auch normales Zuhause. Schule, Fußball und Familienleben gehen ihren Gang, während 2016 Terroristen in der Nähe Bomben zünden. Immer auf Augenhöhe mit den Jungen zeigt die Finnin Reetta Huhtanen, wie sie Sinn in einer aus den Fugen geratenen Welt suchen und sich mit spielerischem Ernst an Konzepten wie Leben, Tod und Unendlichkeit abarbeiten.

Ich bin Anastasia

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(Foto: missingFilms)

Die Feste in Thomas Ladenburgers Dokumentarfilm sind ganz klar unterleibszentriert: Auf eine Schwanz-ab-Party mit Peniskuchen folgt eine Feier, bei der die Gäste durch eine Vagina-Deko die Wohnung betreten. Eine Oberstleutnantin lässt sich durch die verschiedenen Phasen ihrer Transition begleiten, nebenbei befehligt sie 780 Soldaten einer Kaserne. In ihrem Umfeld gibt man sich offen und tolerant, doch das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Bundeswehr sei ein "testosterongeschwängerter Alphatierhaufen", in dem man sich durchsetzen müsse, sagt eine Kampfjet-Pilotin. Auch sie wurde als Mann geboren.

Land des Honigs

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(Foto: Neue Visionen)

Halbe-halbe machen mit den Bienen, das ist die Parole, nach der die alte Hatidze lebt und arbeitet. Sie kennt die Bienenstöcke ganz oben in den unzugänglichen Felsen, aber sie lässt, wenn sie diese nach Honig absucht, immer einen Teil zurück. Auf dem Markt von Skopje verkauft sie ihn und holt heim, was sie für ihr und ihrer schwachen Mutter anspruchsloses Leben braucht. Dann kriegt sie plötzlich neue Nachbarn, eine rege kinderreiche Familie, die Rinder weidet, bis der Mann das Marktpotential des Honigs entdeckt. Der Film von Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov ist Mazedoniens Beitrag für den Oscar, ein atemraubend bewegendes und genaues Bild eines Lebens, das ganz natürlich mit sich zurechtkommt. Mit Hingabe mampft die Mutter ihre Banane.

Marriage Story

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(Foto: AP)

Ein Paar, verkörpert von Scarlett Johansson und Adam Driver, ist am Ende der gemeinsamen Zeit angelangt. Die Scheidung soll ganz friedfertig verlaufen, schon dem gemeinsamen Kind zuliebe. Aber bald beginnen die beiden, einander fürchterlich zu verletzen - unbewusst, bewusst, aus Verzweiflung, aus Rache. Ganz meisterlich seziert Noah Baumbach hier eine Trennung und geht ganz nah heran an zwei großartig gespielte Figuren.

Official Secrets

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(Foto: dpa)

Zehn Jahre vor Edward Snowden hatte bereits eine Whistleblowerin illegale Aktionen der NSA öffentlich gemacht: Katharine Gun arbeitete für die britische Abhöragentur GCHQ und leakte eine Mail der NSA, in der britische Geheimdienstkollegen um Amtshilfe gebeten werden, mit dem Ziel, die anstehende UN-Abstimmung zum Einmarsch der USA in den Irak zu manipulieren. Ein wahrer Fall, den Gavin Hood in einem spannenden und klugen Politthriller nacherzählt. Keira Knightley spielt die Whistleblowerin, sehr zurückgenommen und konzentriert, ohne Heldinnen-Heiligenschein. In dieser Zeit der Impeachment-Ermittlungen gegen Trump ein hochaktueller Film.

Pferde stehlen

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(Foto: dpa)

Nach dem Tod seiner Frau zieht sich der Witwer Trond (Stellan Skarsgaard) in die Einsamkeit der Orte seiner Kindheit zurück. In den verschneiten Wäldern des klirrend kalten Schweden wartet ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit, ein Familienkrimi um die zerstörerischen Kräfte von Verrat und Eifersucht. Die Geräusche der Natur verwandeln sich in bedrohlich suggestives Sounddesign. Schwermütiger und tragischer als die schwarzen Komödien, für die der Norweger Hans Petter Moland sonst bekannt ist.

Querencia

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(Foto: Arsenal â€" Institut für Film und Videokunst)

Helvécio Marins Jr. porträtiert in seinem schönen Spielfilm einen Rodeo-Cowboy (Marcelo de Sousa) im ländlichen Brasilien. Poesie trifft auf Stierreiten, politischer Widerstand auf religiös-nationale Riten. Alles ist langsam, entdramatisiert. Die Bilder wirken ebenso dokumentarisch wie episch, durch die Weite der Landschaft und pittoreske Lichtstimmungen, aber auch durch die Detailverliebtheit der Kamera.

Schmucklos

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(Foto: Arsenal Film)

Zwei Freunde machen die Kneipe einer Oma wieder auf, servieren tagsüber Schnaps und Wurst an Obdachlose, verkaufen dasselbe nachts ans Partyvolk. Neben dem Glück des Trinkens zeigt der Klamauk die Attraktionen des Münchner Stadtviertels Obergiesing, das gerade niedergentrifiziert wird. Noch attraktiver ist die Auswahl der Münchner Traditions-Stars, die Thomas Schwendemann zu Kurzauftritten einlädt - er fängt bei Uschi Glas an und hört mit Christian Ude nicht auf.

Was gewesen wäre

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(Foto: Flare Film Reinhold Vorschneider)

Christiane Paul und Ronald Zehrfeld spielen ein frisch verliebtes Paar auf Wochenendtrip in Budapest. Zwei Endvierziger, die schon viel erlebt haben. Da begegnen sie zufällig ihrer gescheiterten Jugendliebe aus DDR-Zeiten, die vor 30 Jahren nach Westen floh. Florian Koerner von Gustorf - Christian Petzolds langjähriger Produzent, hier mit seinem Regiedebüt - gibt dieses deutsch-deutsche Wirrspiel aber nicht der Bedeutungsschwere historischer Strudel preis. Er hält sie immer schön spröde und nah am Alltäglichen, diese Geschichte über das Gehen und Bleiben und eine Liebe im Konjunktiv.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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