Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Manaslu" reinszeniert Hans Kammerlanders tollkühnste Bergreisen. Und "Die Frau des Nobelpreisträgers" verlässt sich zu sehr auf die exzellente Glenn Close.

Von den SZ-Kinokritikern

Colette

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(Foto: dpa)

Die Lebensgeschichte der legendären Sidonie-Gabrielle Colette wurde nicht zum ersten Mal verfilmt. Aber erstens ist Keira Knightley hinreißend in der Rolle der Frau, die sich von ihrem Mann überreden lässt, in dessen Namen die Erfolgsromane über die sexuelle Erweckung der Belle-Epoque-Heldin "Claudine" zu verfassen und dabei eigene Sehnsüchte und emanzipatorische Kräfte entdeckt. Und zweitens hält Wash Westmoreland seinen Film feinfühlig zwischen Arthouse-Kostümdrama und selbstreflexiver Unterhaltung. Die Energie dieses Identitätskampfes erzählt aus der Vergangenheit heraus auch etwas über das 21. Jahrhundert.

Die Frau des Nobelpreisträgers

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(Foto: dpa)

Hören Sie das Geräusch? Eine erfahrene Autorin öffnet den Roman einer Kollegin: So würden sich Bücher anhören, die niemals geöffnet werden - geschweige denn gelesen. Das Blätterrauschen verstört Joan Castleman so sehr, dass sie ihre eigene Karriere zurückstellt und die ihres Gatten fördert. Jahrzehnte später erhält er den Literaturnobelpreis und beide müssen sich ihren Lebenslügen stellen. Björn Runge erzählt in dieser Romanverfilmung von Frauenfeindlichkeit und Sexismus im Literaturbetrieb und verlässt sich dabei ein bisschen zu sehr auf seine exzellente Hauptdarstellerin Glenn Close.

Feuerwehrmann Sam - Plötzlich Filmheld

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(Foto: dpa)

Wenn es in Pontypandy brennt, ist Feuerwehrmann Sam stets zur Stelle. In seinem dritten Kinoabenteuer macht er seinen Job so gut, dass er erst Internet- und dann Hollywoodstar wird. Dem Schauspieler, der dabei nur die Nebenrolle bekommt, gefällt das gar nicht. Sam ist zwar Sicherheit wichtig, doch das Feuer ist in Gary Andrews' Animationsfilm etwas zu sehr Spektakel als Gefahr. Die jüngsten Zuschauer lernen aber etwas über wahre und falsche Helden - und das Filmgeschäft, in dem kaum etwas echt ist.

Manaslu - Der Berg der Seelen

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(Foto: dpa)

Hans Kammerlander gehört zu den tollkühnsten Bergsteigern dieser Welt, seit den Achtzigerjahren war er auf fast allen Achttausendern. Gerald Salmina hat jetzt sein Biopic gedreht, Tragödien und Erfolge beim Gipfelsturm wurden dafür mit Schauspielern nachinszeniert. Für den dokumentarischen Anspruch erzählt Kammerlander die Geschichten dazu selbst, während der Abenteuerfilm ihm seinen Legendenstatus belegt.

Rey

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(Foto: Copyright Damned Distribution)

Eine Reichsgründung im 19. Jahrhundert, bei den Mapuche im südamerikanischen Urwald. Ein Mann mit dem merkwürdigen Namen Orelie-Antoine de Tounens, ein französischer Dorfanwalt, lässt sich 1860 von ihnen zum Rey krönen, zum König von Araukanien und Patagonien, erklärt damit ihre Freiheit von den Kolonialherren. Chile macht ihm prompt den Prozess, einen schaurigen Pappmaché-Prozess. Ist das ganze Reich nur ein Traum, gibt es andere Zeugnisse als die Erinnerungen des Rey? Deren Brüchigkeit hat Niles Atallah in der Brüchigkeit seines Materials reflektiert, des Zelluloids, das von Laufstreifen und Flecken übersät ist. Und manchmal hat er seine Aufnahmen vergraben, damit sie sich über die Jahre zersetzen konnten. Ein fiebriges Experiment, das endet in einer Rosette des Exzentrismus.

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