Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Der neue Teenage-"Robin Hood" verfällt in sinnlosen Actionterror. Und die finnische Komödie "Heavy Trip" beweist, dass Metal niemals sterben wird.

Von den SZ-Kinokritikern

Adam und Evelyn

1 / 10
(Foto: dpa)

Sommer 1989. Ein brandenburger Damenschneider und seine Freundin fahren an den Plattensee in Urlaub. Ihre Beziehung ist unstet, sie suchen sich Ablenkung bei anderen, dann öffnet Ungarn seine Grenze nach Österreich. Andreas Goldstein erzählt vom Weg aus der DDR in den Westen mal anders: weder dringlich noch zielgerichtet, sondern mit einem verträumten Roadmovie über den Verlust von Liebe und von Heimat auch.

Ben is Back

2 / 10
(Foto: dpa)

Überraschend taucht der drogensüchtige Ben bei seiner Familie auf. Mutter Holly (Julia Roberts) ist glücklich - aber Ben, das weiß auch sie, ist nicht zu trauen. Peter Hedges inszeniert das Familiendrama als Horrorfilm: Nicht nur ist Ben unberechenbar - auf seinen Spuren entdeckt Holly auch die Unterwelt ihres vermeintlich beschaulichen Mittelklasse-Städtchens: Drogen- und Sexgeschäfte. Lucas Hedges, der Sohn des Regisseurs, beeindruckt durch seine Darstellung des Junkies; noch berührender aber ist Julia Roberts als seine Mutter: Was "Co-Abhängigkeit" bedeutet - hier bekommt man eine Ahnung davon.

Heavy Trip

3 / 10
(Foto: Copyright Making Movies)

Die "Blues Brothers" waren "im Auftrag des Herrn unterwegs", diese vier jungen Metalheads sind "auf einer satanischen Mission": Als die Band "Impaled Rektum" bei einem Metalfestival spielen, zu dem sie gar nicht eingeladen sind. Sie wollen es allen beweisen, denn in ihrem Dorf sind sie die Deppen. Juuso Laatio und Jukka Vidgren beweisen damit, dass sie Komödien drehen können, die mehr süß als im engeren Sinn lustig sind, dass solche Filme trotzdem Spaß machen können, und dass Metal niemals sterben wird!

Kalte Füße

4 / 10
(Foto: dpa)

Denis bricht in eine Villa ein. Was er nicht weiß: Der Hausherr ist da und dessen Enkelin im Anmarsch. In der Verwechslungskomödie von Wolfgang Groos wird der Ganove spontan zum falschen Pfleger für Heiner Lauterbach, der einen alten Grummel gibt, der nach einem Schlaganfall gelähmt und stumm ist. Die Rolle von Denis spielt Emilio Sakraya, vor ein paar Jahren hätte man wohl Matthias Schweighöfer genommen. Geboten werden Action, Liebe - und Witze, die besser in der untersten Schublade geblieben wären.

Das Mädchen, das lesen konnte

5 / 10
(Foto: Copyright ARP Sélection)

Frankreich, 1852, irgendwo in der Provinz: Die Soldaten von Napoleon III. verschleppen nach dessen Staatsstreich alle Männer aus einem Republikaner-Dörfchen. Die Frauen bleiben nicht nur mit der Erntearbeit allein zurück, sondern auch mit ihrem Begehren. Also machen sie einen Deal: Sollte je wieder ein Mann in ihr Dorf kommen, sie ihn sich teilen werden. Natürlich taucht nach Monaten des Darbens ein schmucker Bärtiger auf und verliebt sich in die junge Violette. Das Debüt von Marine Francen ist sinnlich und in schön bukolischen Idyllenbildern erzählt, aber in seiner spannungsarmen Gemächlichkeit auch so vorhersehbar wie der Zyklus der Landwirtschaft.

Mein liebster Stoff

6 / 10
(Foto: opyright Sophie Dulac Distribution)

In ihrem ersten Spielfilm erzählt die syrische Regisseurin Gaya Jiji vom Leben einer jungen Frau (Manal Issa) in Damaskus 2011. Großartig verbindet sie Nahlas erotische Träumereien (und Bordellbesuche) mit den künftigen Albträumen des beginnenden Bürgerkriegs. Der abwesende Traummann nimmt die Verschwundenen von Morgen vorweg. Bald wird man zu traumatisiert sein, um noch begreifen zu können, was eigentlich passiert.

Meine Welt ist die Musik - Der Komponist Christian Bruhn

7 / 10
(Foto: Copyright Filmperlen)

Christian Bruhn hat einige der Titelmelodien für deutsche Fernsehserien geschrieben, die man weder vergessen kann noch will. Wickie etwa, ("Hey hey Wickie, hey Wickie hey!"), Heidi (kein Zitat nötig), Sindbad ("In der glüheeheenden Saharaaa..."). Dazu noch zwei gute Dutzend sehr bekannte Schlager. Marie Reichs Dokumentarfilm würdigt den Komponisten und sein Schaffen, das weit über die vertrauten Hits hinaus geht.

Polaroid

8 / 10
(Foto: Copyright capelight pictures)

Das böse Foto - immer ein beliebtes Thema im Highschool-Horror. Bei Regisseur Lars Klevberg sind für den Bilderterror hier mal nicht die sozialen Medien verantwortlich, sondern ein Gespenst aus den Seventies, verborgen in einer Polaroidkamera. Das macht die Stimmung angenehm nostalgisch, selbst wenn pausenlos aufgeregte Jugendliche wegsterben.

Robin Hood

9 / 10
(Foto: dpa)

Ein Teenage-Robin, dreckig und finster und ohne jede Waldseligkeit. Der adelige Robin ("Kingsman" Taron Egerton) muss zum Militärdienst, wird auf Kreuzzug geschickt, wie die amerikanischen GIs in den Irak, die Pfeilsalven fetzen durch die Luft wie MG-Garben. Nach der Rückkehr nach England, sieht er sich den Schikanen des fiesen Sheriffs von Nottingham ausgesetzt, der ihm eine Lektion in modernstem Kapitalismus und Ausländerpolitik erteilt. Otto Bathurst treibt die politische Agenda seines Films sehr weit, bevor er dann doch eher sinnlosem Actionterror verfällt. Revolution ist angesagt, ihre treibenden Kräfte sind Jamie Foxx und Eve Hewson, als Maid Marian.

Die Schatten der Wüste

10 / 10
(Foto: Copyright Family Business | Franziska Schönenberger)

Als indischer Wanderarbeiter geht Baskaran nach Dubai, zurück kommt nur ein Sarg mit seiner Leiche. Dem Totenschein nach hat er Selbstmord begangen. Doch Witwe Sundari misstraut der offiziellen Version der Todesumstände ihres Mannes. Die Dokumentarfilmer Jayakrishnan Subramanian begibt sich auf die Spuren seines verstorbenen Verwandten und dringt dabei tief in die schmerzvollen Abgründe moderner Sklaverei vor.

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