Kino:Filmstarts der Woche: Wütende Vögel retten die Welt

"Angry Birds" ist eine Vorschullektion über Paranoia, Laura Lackmanns "Mängelexemplar" macht sich zum Glück von der Vorlage frei. Welche neuen Kinofilme sich lohnen.

Von den SZ-Kinokritikern

Andry Birds - Der Film

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(Foto: Sony Pictures Releasing GmbH)

Als Spiel ohne Plot ist Angry Birds wunderbar: Niedlicher Vogel macht sich selbst zur Granate, grünes Schwein platzt. Mit dem Film, den Fergal Reilly und Clay Kaytis daraus gemacht haben, verhält es sich schon komplizierter. Der hat einen schlichten Plot, den man als Vorschullektion über Paranoia und Wehrhaftigkeit zusammenfassen kann: Glückliche Bird-Kolonie wird von Schweinen heimgesucht, die alle Eier aus den Nestern klauen. Nur die Angry Birds, die wegen ihrer Aggressionen zur Gesprächstherapie verdonnert wurden, durchschauen den Schweineplan und retten die Eier. Weia.

Happy Hour

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(Foto: Real Fiction)

Ein Männer-Trio beim Kurzurlaub in Irland. Mittvierziger in Beziehungskrisen, die eine fade Parade der Peinlichkeiten absolvieren. Besäufnisse, Pöbeleien, Balzversuche. Was die Midlife-Crisis so hergibt. Will Regisseur Franz Müller Dummheit dekuvrieren oder zelebrieren? Man weiß es nicht, will es auch nicht wissen.

Hope for all

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(Foto: Tiberius Film)

Fleischkonsum macht krank, ruiniert den Planeten und führt zum Massenmord an Lebewesen. Das ist die Botschaft von Nina Messingers Doku, die für ein veganes oder vegetarisches Leben wirbt und dabei kaum ein Schockbild aus den Schlachthäusern auslässt. Agitprop also - ein derber, aber womöglich hilfreicher Wachrüttler. Es lebe der Rosenkohl!

Der junge Messias

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(Foto: 2016 Concorde Filmverleih GmbH)

The greatest story never told ... Sagt Cyrus Nowrasteh von seinem Film über den siebenjährigen Jesus, der mit seinen Eltern von Alexandria zurück nach Nazareth und Jerusalem zieht. Zehn Jahre hat der iranischstämmige Regisseur daran gearbeitet, den Roman von Anne Rice auf die Leinwand zu bringen, am Ende ließ er sich selber taufen. Der junge Jesus, pausbäckig und mit präraffaelitischen Locken, muss erkennen, dass er der künftige Messias ist. Man schaut ihm gerne zu, wie er die ersten Wunder hinkriegt, erstaunt und begeistert über seine Kräfte.

Junges Licht

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(Foto: Weltkino Filmverleih GmbH/Slama - Winkelmann)

Coming-of-Age im Ruhrgebiet - das ist in den Sechzigern Kohle und Stahl, Weltkriegstrauma, verwirrendes Verlangen, überforderte Eltern und: Tiefkühlspinat. Der Regisseur Adolf Winkelmann schaut darauf mit den Augen des 12-jährigen Julian, der Schönheit und Mitleid kennt und sich durch diese Welt bewegt wie ein Fremder. Ein wunderbar bittersüßer Blick zurück auf harte Zeiten.

Mängelexemplar

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(Foto: dpa)

Der Roman "Mängelexemplar" galt 2009 zu allererst als Buch der von vielen als nervig empfundenen TV-Moderatorin Sarah Kuttner und erst danach als Geschichte über eine junge Frau, die mit Depressionen kämpft. Laura Lackmanns Kinoversion macht sich von beidem frei und ist vor allem ein Film über Frauen-Beziehungen geworden: zur Mutter, zur besten Freundin, zur Oma, der mit Katja Riemann, Laura Tonke und Barbara Schöne bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt ist.

Mr. Gaga

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(Foto: Gadi Dagon - Heymann Brothers Film)

Ohad Naharins Ballette führen keine Tutu-Prinzessinnen vor, sondern kraftvolle, sinnliche Körperekstasen. Tomer Heymann porträtiert den israelischen Tänzer, Choreografen und Erfinder der "Gaga"-Bewegungssprache aus der Perspektive des Freundes und Bewunderers. Er darf bei der Probenarbeit dabei sein und betrachtet seinen Helden bisweilen mit allzu unterwürfigem Blick.

Die Poesie des Unendlichen

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(Foto: Wild Bunch)

Was für eine verschenkte Geschichte. Aus tiefster Armut kommt Srinivasa Ramanujan nach Cambridge, sein mathematisches Genie hat er als Autodidakt geschult. In England muss sich seine Intuition aber den rigiden Regeln eines Professors beugen, den Jeremy Irons verknöchert spielt. Aus diesem großartigen Material hat Regisseur Matt Brown einen furchtbar konventionellen Film gemacht, in dem das Wunderkind - Klischee! - nächtelang manisch Zettel vollkritzelt

Remainder

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(Foto: Piffl Medien)

Ein Thriller des Videokünstlers Omer Fast, in dem es nach gebratener Leber und toten Katzen riecht. Ein junger Mann verliert sein Gedächtnis und versucht seine Vergangenheit zu rekonstruieren. Die Adaption von Tom McCarthys Roman ist eine gnadenlose Psychoanalyse der Gegenwart. Hier lesen Sie eine ausführliche Rezension.

Frankenstein

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(Foto: dpa)

Eine fidele Horrorkomödie über Männer die Monster spannender finden als Mädchen, wobei der legendäre Stoff bei Paul McGuigan aus der Perspektive von Frankensteins devotem Sozius' Igor (Daniel Radcliffe) erzählt wird. Künstliche Intelligenz in ihrer viktorianischsten Version.

Wie Männer über Frauen reden

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(Foto: dpa)

Eigentlich kann man sie nicht mehr sehen, die ewigen Kindsköpfe über dreißig, mit ihren Saufereien, Zoten und Bindungsängsten. Doch mit dem Flair des Berliner Kotti-Kiezes und einer entspannten Chemie zwischen den Schauspielern (unter anderen Kida Khodr Ramadan, Barnaby Metschurat und Frederick Lau) haben die Brüder Carsten Regel (Drehbuch) und Henrik Regel (Regie) den kleinen, rauen, wahrhaftigen Bruder der glatten Spätpubertätskomödien von Schweighöfer und Co. erschaffen.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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