Kabarett:Zwei für das Eine

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Können augenscheinlich kein Wässerchen trüben: Irene Weber und Claudia Schuma (von links). (Foto: Die Puderdose)

Das Duo "Die Puderdose" stellt sein neues Programm vor

Von Oliver Hochkeppel, München

Der Sex hat seine komischen Seiten. Bei der bühnenwirksamen Verarbeitung dieser Tatsache reicht es freilich allzu oft nur zu Herrenwitzen. Für Frauen war es lange total verpönt, über "das Eine" zu scherzen. Womit sich die Schauspielerinnen Irene Weber und Claudia Schuma schon vor zehn Jahren nicht abfinden wollten. Unter dem Namen "Die Puderdose" machen sie "Kabarett mit Kopulationshintergrund". An diesem Freitag hat ihr - den Babypausen geschuldet - erst fünftes Programm "Tschuldigung, war Absicht!" im Schlachthof Premiere.

Angefangen hat alles 2006 mit Lesungen erotischer Literatur im Hinterzimmer einer kleinen, schon lange nicht mehr existierenden Buchhandlung in Neuhausen. Die waren ein Notnagel für die Frankfurterin Schuma und die vom Niederrhein stammende Weber, die sich beim Schauspielstudium in Ulm kennengelernt hatten, unzertrennliche beste Freundinnen geworden und so auch zusammen nach München gegangen waren. In die freie Theaterszene, die damals mehr oder weniger am zusammenbrechen war. Die beiden lasen also von ihrem Auftraggeber ausgewählte Sachen, von barocker Minne bis zum harten Siebzigerjahre-Porno - "total unbeleckt, sodass wir nicht immer ernst bleiben konnten und oft knallrot angelaufen sind", wie sich Schuma erinnert. Doch die Abende wurden rasch ein Geheimtipp. So viel Nachfrage, da müsste doch auch ein Bühnenprogramm mit eigenen Texten funktionieren, dachten sich die beiden.

Gesagt, getan, 2010 begannen sie in der Drehleier mit ihrem "Spaß für Erwachsene", drehten die Sache mit den Bienchen in "Schatz, gib mir Tiernamen" weiter, mimten in "Flirten für Fortgeschrittene" schwedische Blondinen und russische Prostituierte und verarbeiteten alles auch schon zu einem Best-Of unter dem Titel "Mix-Vorlage". Ihrem Thema bleiben sie auch im neuen Programm treu, wo es zum Beispiel um sinfonische Superorgasmen, Donald Ducks diabolischen Divertikel und duschende, dicke Männer geht. Und doch wird es anders als bisher. Ernster.

"Natürlich sind all die ,Me Too'- und Feminismus-Debatten nicht spurlos an uns vorübergegangen", sagt Weber. "Und wir sind halt auch erwachsener geworden. Gerade als Mutter fallen dir die Geschlechterrollen noch einmal ganz anders auf. Und wenn in einer Petra-Umfrage 65 Prozent der Frauen angeben, dass sie für eine Kleidergröße weniger zehn IQ-Punkte hergeben würden, dann reicht es nicht mehr, Witzchen zu reißen." Man darf sich also auf mehr Tiefgang, auf Ernst-, ja Boshaftigkeit einstellen. Zum Beispiel bei Betrachtungen über die zahllosen Beauty-Bloggerinnen unter dem Titel: "Wenn klug das neue schön wäre."

Die Puderdose , Freitag, 1. März, 20 Uhr, Schlachthof, Zenettistraße 9

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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