Kabarett:Atemlos durch den Abend

Lesezeit: 2 min

Reinen Wein schenkt Werner Koczwara seinem Publikum in der Lach- und Schießgesellschaft ein. (Foto: Hostrup-Fotographie)

Der Schwabe Werner Koczwara, häufig als "Erfinder des juristischen Kabaretts" bezeichnet, gastiert mit einem Best-of-Programm in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Thomas Becker

Opas sind was Wunderbares. Haben immer Zeit, blicken aus Distanz aufs große Ganze und sind mit beneidenswertem Pragmatismus gesegnet. So wie Opa Koczwara. Der beschied vor vielen Jahren den kleinen Werner auf die Frage, ob er als Komiker tauge und ob man damit Geld verdienen könne, mit den Worten: "Jetzt erzählst du mir einen Witz, und wenn ich lache, kriegst du eine Mark." Klein-Werner erzählt, Opa lacht, und im Rückblick muss man sagen: Die Mark war gut angelegt. Das Die-Leute-zum-Lachen-Bringen hat Werner Koczwara nach und nach perfektioniert. In 30 Jahren hat der Schwabe so fleißig Späße gesammelt, dass er in der Lach- und Schießgesellschaft beim Best-of-Programm "Am Tag, als ein Grenzstein verrückt wurde" atemlos durch den Abend fliegen muss, um wenigstens fast alles an den Mann zu bringen.

Dabei läuft der Ex-Gagschreiber für Harald Schmidt, "Wetten, dass ..?" und "Verstehen Sie Spaß?" meist unter dem Label "Erfinder des juristischen Kabaretts". Seit der Premiere von "Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt" im Jahr 2000 kann sich der studierte Amerikanist vor Gigs in Gerichtssälen, bei Juristenkongressen oder Galas nicht mehr retten. Auch vor dem Bundesverfassungsgericht und der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ist er aufgetreten. Nach elf Jahren und mehr als 1000 Vorstellungen war das Programm "eines der meistgespielten der deutschen Kabarettgeschichte", so Koczwara. All die irrwitzigen Regelungen, sinnlosen Gesetze, undurchsichtigen Bestimmungen und unverständlichen Vorschriften sind einfach zum Haareraufen absurd, unfreiwillig komisch, Realsatire eben. Beispiele? "Wer in seiner Wohnung stirbt, verhält sich vertragsgemäß" (AG Salzgitter). "Ein Bankschließfach ist keine Wohnung" (BGH). "Für sinnlose Vorgänge besteht kein Regelungsbedarf" (OLG Köln). Koczwara sagt: "Ein Gerichtsurteil hat oft mehr Pointen als mancher Berufskomiker." Wo er das alles her hat? Nun, aus "dem Schönfelder" und "dem Sartorius", den je zweieinhalb Kilo schweren Standardwerken für Paragrafenreiter. Und aus der Neuen Juristischen Wochenschrift. Eine Lektüre, die man mögen muss.

Der 60-Jährige, der phänotypisch an seinen Ministerpräsidenten erinnert, beschränkt sich aber nicht auf Stilblüten vom Amtsschimmel, sondern kramt auch Evergreens wie die "Original Teufelsaustreibung aus dem 16. Jahrhundert" aus, eine Nummer aus dem Frühwerk "Wenn die Keuschheit im Bordell verpufft". "So ein kleiner Exorzismus putzt mal so richtig durch", jubelt er im Priesterornat, wirbt für die Schnupper-Beichte und singt seine Version von "Always look on the bright side of life": "Komm einfach zu uns, werd' Katholik!" Und Opa pfeift im Witze-Himmel fröhlich mit.

Werner Koczwara , 2. bis 11. August, 20 Uhr , Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastraße 9

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: