Jazz:Organisation statt Orgel

Lesezeit: 2 min

Ludwig Seuss versorgt das Jazzforum Gauting mit Musik

Von Oliver Hochkeppel

GautingWeit übers Würmtal hinaus ist der Pianist und Organist Ludwig Seuss bekannt wie ein bunter Hund - als altgedienter Tastenmann der Spider Murphy Gang, aber auch mit seiner eigenen Band, die sich dem Blues, dem R'n'B und vor allem dem Zydeco verschrieben hat, dieser erdigen kreolischen Cajun-Music aus den Sümpfen von Louisiana. Da spielt Seuss dann Akkordeon wie Clifton Chenier oder Boozoo Chavis und hat bei manchem Festival schon Acts aus New Orleans die Schau gestohlen. Jetzt kommt eine neue Rolle dazu, nicht auf, sondern hinter der Bühne: Seuss betreut ab sofort das Jazzforum im Gautinger Kulturzentrum Don Bosco.

Mit der Eröffnung des Hauses vor genau zehn Jahren hatte der in Gauting wohnende Manfred Frei die Jazzreihe übernommen. Der ehemalige "Klaviersommer"-Veranstalter band die Konzerte in die ebenfalls von ihm geleiteten Reihen in Fürstenfeldbruck und Pullach ein. Davon wollte Hans-Georg Krause als fürs Programm im Don Bosco Verantwortlicher nun weg, vielleicht auch etwas bodenständiger werden. Also packte er den vor ein paar Jahren von Pasing nach Gauting gezogenen Seuss bei seiner Bürgerehre. Der sah darin eine interessante neue Aufgabe und sagte die ehrenamtliche Mitarbeit zu. "Es kommt ja dazu", sagt Seuss, "das unser Budget knapp ist und es mitunter billiger wird, wenn Musiker etwas ausmachen als wenn es über Agenturen läuft."

Seuss will nun die für alle Jazzveranstalter obligatorische Quadratur des Kreises schaffen: Das Programm soll Profil haben und seine Handschrift tragen; es soll den aktuellen Jazz ebenso berücksichtigen wie Traditionelles; Größen der heimischen Szene sollen ebenso zu ihrem Recht kommen wie die der internationalen. Und natürlich soll der Saal möglichst voll werden, mit allen Altersgruppen. "Ich versuche, Highlights zu setzen, die auch Lust auf weniger Bekanntes wecken", erklärt Seuss. Zum Auftakt der ersten von ihm verantworteten Saison ist das schon mal gelungen: Der Freitagabend mit Boogie-Woogie-Großmeister Axel Zwingenberger und Sängerin Leila Ammons - einer Enkelin der Boogie-Woogie-Legende Albert Ammons - ist bereits ausverkauft.

Natürlich hat Seuss als jedenfalls über viele Jahre - Münchens groovendster Organist ein besonderes Augenmerk auf Kollegen dieses Fachs. Nach Manfred Mildenbergers Organ Explosion schon in der abgelaufenen Saison hat er deshalb jetzt Matthias Bublath (auch wenn er am 22. Oktober nur Klavier und Keyboards spielen wird) und Andi Kissenbecks Club Boogaloo (25. Februar) gebucht. Nicht minder groovend und wuchtig wird es bei Biboul Darouiches Soleil Bantu Sextett zugehen. Dass Seuss den Blick auch schweifen lassen kann, beweisen im Frühjahr das großartige Rosetta Trio des New Yorker Bassisten Stephan Crump, das - neben Michael Wollny - bekannteste deutsche Jazz-Klaviertrio von Pablo Held und das auch junge Leute anziehende Alien Ensemble des The Notwist-Stars Micha Acher.

Jazzforum Gauting, Axel Zwingenberger & Leila Ammons, Freitag, 25. September, 20 Uhr, Don Bosco

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: