Jazz:Jazz-Gitarrist Larry Coryell ist tot

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Der Musiker aus Galveston, Texas, galt als "Godfather of Fusion", als einer der Erfinder des Jazz Rock. Seine Inspiration aber war Jimi Hendrix.

Von Jens-Christian Rabe

Die Frage, wie fruchtbar die Fusion von Rock und Blues mit Bebop und Cool Jazz, die in Europa eher Jazz Rock und in den USA eher Fusion genannt wird, wirklich gewesen ist, wird sehr unterschiedlich beantwortet. Für die einen war das Genre, das Miles Davis' 1970 mit "Bitches Brew" populär machte, pünktlich zur Götterdämmerung des Rockzeitalters Ende der Sechziger eine logische Verfeinerung. Für die anderen war Fusion eine Sackgasse ins blutleer-krachige Virtuosentum. Auf jeden Fall hat der Jazz Rock reichlich technisch brillant exekutierte, extrem flinke Gitarrenläufe hervorgebracht, mit irrsinnig vielen Noten. Kraftvoll-virtuose Musik-Stunts, die keinen Hehl daraus machten, wie kraftvoll-virtuos sie wirken wollten. Hochleistungsmusik.

Einer der ersten, der mit seiner Gitarre diese Musik spielte, bevor sie so genannt wurde, war der 1943 in Galveston, Texas geborenen Gitarrist Larry Coryell. Vielen gilt er als der Pate des Jazz Rock, als "Godfather of Fusion". Er selbst hielt Jimi Hendrix für den größten Musiker, der je gelebt habe. Tatsächlich denkt man, wenn man etwa sein zweites Solo-Album "Coryell" hört, dass 1969 erschien, sofort an Hendrix - aber das schadet überhaupt nicht. "Coryell" ist ein wuchtiges, noch heute famoses Psychedelic-Jazz-Rock-Album, das anders als die völlig übermotivierte Nachfolge-Platte "Spaces" mit John McLaughlin und Chick Corea, die als die Initialzündung von Fusion gilt, noch deutlich auf der Rockseite herumflegelt. Anders gesagt: Was heute Avantgarde-Hip-Hop-Tüftler wie den Produzenten Flying Lotus an Jazz Rock begeistert, versteht man mit "Coryell" viel besser als mit "Spaces".

Am Sonntag ist Larry Coryell im Alter von 73 Jahren im Schlaf in seinem Hotelzimmer in New York gestorben. Auf Tour. Am Wochenende hatte er im Iridium Jazz Club noch zwei Konzerte gespielt.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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