Jazz:Doppelt hören

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Die österreichische Band "Shake Stew" stellt bei den "Jazz Summer Weeks" in der Unterfahrt ihr neues Album vor

Von Oliver Hochkeppel

Der österreichische Bassist Lukas Kranzelbinder gehört zum neuen Typus junger europäischer Jazzer: spieltechnisch herausragend, stilistisch ohne Scheuklappen, kreativ genug, neue Wege zu gehen, frech genug, aus den typischen Jazz-Nischen auszubrechen - und in der Summe erfolgreich. Vor zwei Jahren erhielt Kranzelbinder für die Eröffnung des renommierten, genau auf Jazzer wie ihn setzenden Jazzfestivals Saalfelden eine Carte blanche und gründete dafür das in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Septett Shake Stew. Einmal wegen der quasi durchgehend doppelten Besetzung mit zwei Schlagzeugern - alleine hiermit Vorreiter eines anhaltenden aktuellen Trends, siehe zum Beispiel das Münchner Quintett Fazer -, zwei Bassisten, zwei Saxofonisten und dem jungen Star-Trompeter Mario Rom, der gewissermaßen auch für zwei bläst. Dann wegen des Programms, das wie eine moderne Gospel-Suite klang. Und schließlich wegen der außergewöhnlichen Fähigkeit dieser Band, das Ganze während der Proben für Saalfelden an einem einzigen heißen Nachmittag für das Shake-Stew-Debütalbum "The Golden Fang" einzuspielen.

Damit katapultierten sich Kranzelbinder und die Seinen schnell in eine Reihe mit anderen sehr erfolgreichen jungen österreichischen Bands wie Kompost 3, David Helbocks Random Control oder Edi Nulz. Was genug An- und Auftrieb für das nächste Projekt gab. "Rise and Rise Again" heißt das kürzlich erschienene zweite Album, das Shake Stew jetzt - als einzige ausländische Band - bei den "Jazz Summer Weeks" in der Unterfahrt vorstellen darf. Vom Gospel-Rahmen hat sich Kranzelbinder da verabschiedet, auch der Free-Anteil ist geringer, der Sound aber ist gleich und unverwechselbar geblieben. Sehr dynamisch und gehaltvoll ist das nach wie vor, manches hat man den marokkanischen Gnawa-Ritualen entliehen, manches Ethio-Jazz aus Äthiopien, einiges dem Afrobeat aus Nigeria. Alles eingebunden in starke Melodien (alle Kompositionen stammen von Kranzelbinder selbst) und in einen Modern Jazz, der die Wucht und Melodik einer Rockband entfaltet. "Wir bieten Nahrung für Körper und Seele", umschreibt Kranzelbinder die Musik von Shake Stew durchaus treffend.

Inspiration durch die Musik der Gnawa-Rituale oder Jazz aus Äthiopien: Bei "Shake Stew" um den Bassisten Lukas Kranzelbinder (Mitte) öffnet sich der Modern Jazz für die Welt. (Foto: Severin Koller)

Die fünf Tage am Stück in der Unterfahrt nutzt der in der Woche zuvor 30 gewordene Kranzelbinder freilich, wie es sich für einen der umtriebigsten der Szene (er spielt in diversen anderen Bands, veranstaltet Konzertwanderungen und hat unlängst eine spanische Surf-Jazzoper uraufgeführt) gehört: Für einen Rundumschlag mit fünf verschiedenen Programmen, die die ganze Bandbreite der Band mit Clemens Salesny am Alt- und dem Berliner Johannes Schleiermacher am Tenorsaxofon, Niki Dolp und Mathias Koch an den Schlagzeugen und ausnahmsweise dem Berliner Oliver Potratz als zweitem Bassisten zeigen. Der Stammbassist Manu Mayr spielt in mehreren der erwähnten österreichischen Top-Bands und ist verhindert.

Nach dem aktuellen Programm "Rise And Rise Again" zum Auftakt und dem Debüterfolg "The Golden Fang" am Mittwoch stößt am Donnerstag die Sängerin Angela Maria Reisinger für den bereits mit großem Erfolg gespielten Abend "Introducing Queen Mu" dazu. Am Freitag wird unter dem Titel ihres Erfolgsvideos "Shake The Dust" das Bewährte mit Neuem vermischt, und zum Abschluss am Samstag fusioniert Shake Stew zu "Return of The Golden Twaeng" - mit dem Kölner Gitarristen Tobias Hoffmann, einem langjährigen Freund und musikalischen Weggefährten Kranzelbinders.

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Shake Stew , Dienstag bis Samstag, 4. bis 8. September, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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