Jazz:Die Mischung macht's

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Der israelische Bassist Avishai Cohen hat für die Großen gespielt - und ist längst selbst ein Star

Von Oliver Hochkeppel

Die von New York aus gestartete Weltkarriere an der Seite von Stars wie Herbie Hancock, Chick Corea, Wynton Marsalis, Alicia Keys oder David Bowie ist die eine Seite des Bassisten Avishai Cohen. Die andere ist die des Talent-Scouts, der immer wieder die besten jungen Pianisten und Schlagzeuger seiner Heimat Israel (wo er seit 2008 wieder lebt) in sein eigenes Trio holt, um mit ihnen seine unverwechselbare Mischung aus amerikanischem Powerjazz und mediterran-arabesken Elementen zu zelebrieren.

Die kleine Thelma Yellin Musikschule am Rande von Tel Aviv ist der Ausgangspunkt seiner Karriere. Dort lernte Cohen sein Handwerk wie sein individuelles Blending. Von dort aus ging es 1992 nach New York, wo er tagsüber am Bau oder als Möbelpacker arbeitete, um sich die nächtlichen Jam Sessions in den diversen Clubs zu finanzieren.

Bald wurden die Großen auf seine makellose Technik, seine große Variabilität und seinen stiloffenen Ton aufmerksam: Danilo Perez, Herbie Hancock und Chick Corea holten ihn in ihre Bands, bei Coreas Sextett Origin spielte er sechs Jahre lang. Cohens Erfolg wurde zur Initial-Zündung der Musiker-Migration aus seiner Heimat. Immer mehr junge Talente aus Tel Aviv und Jerusalem folgten seinem Vorbild und mischen heute von Brooklyn aus die Jazz-Szene auf. Was Cohen vorgab, ist auch die Abkehr vom reinen Virtuosen-Jazz, hin zu Mixturen des Jazz-Idioms mit Folklore der verschiedensten Provenienz. "Ein Israeli zu sein, heißt, multikulturell zu sein", sagt Cohen.

Und so enthält seine Musik neben der Eleganz des Swing und der Raffinesse des Bop auch sephardische Harmonien und orientalische Girlanden, russische und osteuropäische Melodien (auf denen wiederum israelische Songs basieren) und arabische, aber auch afrokaribische oder kapverdische Rhythmen. Selbst die klassische Musik hat er entdeckt. Auf seinem jüngsten Album "1970" sang er fast mehr, als er Bass spielte. Ins Prinzregententheater kommt er nun aber mit seinem seit 2003 bestehenden Trio, das stets künftige Stars präsentiert: Nach Shai Maestro, Mark Guiliana oder Nitai Hershkovitz begleiten ihn jetzt Omri Mor am Klavier und Itasmar Doari an Perkussion.

Avishai Cohen Trio , Dienstag, 27. November, 20 Uhr, Prinzregententheater

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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