James Bond - for ever!:Nein!

James Bond soll nun mit einem Seufzer der Erleichterung den Sportwagen, die Knarre und die sensationell gut geschnittenen Anzüge abliefern, aufs Sofa sinken und Nüsschen futtern? Niemals!

Von Tanja Rest

Als Daniel Craig in der 28. Minute von "Casino Royale" in blauer Badehose aus dem Wasser stieg - so, wie es 1962 das Bond-Girl Ursula Andress getan hatte in "Dr. No" und 2002 das Bond-Girl Halle Berry in "Die Another Day" - und sich die Kamera, das spürte man, nur mit großer Selbstbeherrschung davon abhalten konnte, jeden Muskelstrang seines Oberkörpers in Zeitlupe abzufahren, wurden zwei ewige 007-Wahrheiten schlagartig pulverisiert. Erstens: Bond war in "Casino Royale" kein Sexist mehr. Er war jetzt einer, der die Frauen nicht mehr konsumierte, sondern achtete, beschützte, sogar liebte. Zweitens: Bond, der jahrzehntelang jede langbeinige Beauty nicht nur mit Blicken ausgezogen hatte, hielt nun erstmals den eigenen nackten Körper hin. Er wurde selbst zum Sexobjekt - ätsch, da hatte er den Salat. Er durfte sich eben nicht mit einem Seufzer der Erleichterung entmannen lassen, den Sportwagen, die Knarre und die sensationell gut geschnittenen Anzüge im Fundus abliefern, aufs Sofa sinken und Nüsschen futternd ein wenig aus dem Leim gehen. Er durfte kein Softie werden und dies womöglich noch als seinen Beitrag zum Feminismus verkaufen. Er musste ein echter Kerl bleiben.

Man könnte ihn im Jahr 2020 natürlich auch durch eine Frau ersetzen. Aber muss man es den Männern wirklich so einfach machen?

© SZ vom 01.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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