Italien:Bezahlt wird nur die Hälfte

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Im Ägyptischen Museum in Turin wird um Rabatte für Araber gestritten. Das Haus bietet Paaren arabischer Herkunft an, dass nur eine Person Eintritt bezahlen muss. Dagegen protestiert heftig die rechte Partei "Fratelli d'Italia".

Von Thomas Steinfeld

Wer ein Museum in Italien besucht, wird oft beim Betreten gefragt, ob man sich für einen Rabatt qualifizieren könne, als Student oder Behinderter, als Pensionär oder Mitglied eines Fördervereins. Kann der Besucher die Frage bestätigen, gilt die Ermäßigung, oft ohne dass deswegen ein Ausweis vorgelegt werden müsste. Eine besondere Form des Rabatts hat nun beim Ägyptischen Museum in Turin, einer der bedeutendsten derartigen Einrichtungen der Welt, zu einem Skandal geführt. Denn seit dem vergangenen Monat gilt dort die Regel, dass Paare arabischer Herkunft nur den Eintrittspreis für einen Besucher zu entrichten haben, wenn sie zu zweit die Sammlung besichtigen wollen. Die "Fratelli d'Italia" ("Brüder Italiens"), eine kleine, rechtsgerichtete Partei, nahmen den Rabatt am vergangenen Freitag zum Anlass einer Demonstration vor den Toren des Museums, um gegen die "Diskriminierung" von Italienern in Italien zu protestieren und Schilder mit der Aufschrift "keine Islamisierung" hochzuhalten. Christian Greco, der Direktor des Museums, verließ daraufhin sein Büro und erklärte den Demonstranten, es gebe viele Maßnahmen, um den Museumsbesuch zu fördern, darunter den gleichen Rabatt für alle Paare am Valentinstag und den freien Eintritt für Studenten an Dienstagen. Ferner überreichte er der Sprecherin der Demonstranten eine Freikarte.

Die Partei Fratelli d'Italia ist klein, besitzt aber einige Bedeutung, weil sie einer Koalition unter Führung von Silvio Berlusconis Forza Italia mehr Gewicht geben könnte. Und wenn die Diskussion mit dem Museumsdirektor für die Demonstranten womöglich nicht glücklich ausgegangen ist (was auf einem Youtube-Video festgehalten ist), wurde in den Tagen darauf nachgeholt, was womöglich an Militanz versäumt worden war: Ein Sprecher der Partei erklärte die Ermäßigung für ein "Symptom der Krankheit des Westens" und versprach für den Fall eines Wahlsiegs, unter dergleichen "ideologischen" Veranstaltungen aufzuräumen - was in Italien gemeinhin als Drohung verstanden wurde, den auch außerhalb des Museums sehr beliebten und erfolgreichen Direktor abzusetzen. Christian Greco erhielt daraufhin nicht nur Unterstützung durch Dario Franceschini, den Kulturminister, den Museumsvorstand und etliche Kulturfunktionäre. Sondern auch Stellenangebote, aus Rimini zum Beispiel, wo er Direktor des im Jahr 2019 zu eröffnenden Fellini-Museums werden soll. Am Montagabend kam es vor dem Museum zu einer Demonstration zugunsten des Direktors. Ein Sprecher der Fratelli d'Italia erklärt nun, eine Ablösung Christian Grecos sei nie beabsichtigt gewesen.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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