Installation:Kulturell verkuppelt

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Geschaffen haben den Kosmos (v. rechts) Johannes Dobroschke und Susanne Steinmassl. (Foto: Bezirk Oberbayern/Marc Gilsdorf)

Das multimediale Kunstwerk "Kosmos Oberbayern"

Von Sabine Reithmaier, Garmisch-Partenkirchen

Die blaue Kuppel am Richard-Strauss-Platz ist nicht zu übersehen. Sieben Meter hoch wölbt sich das Dach direkt vor dem Kongresshaus. Wer ins Zelt tritt, steht inmitten einer 360-Grad-Installation, wird von 17 Lautsprechern beschallt. "Kosmos Oberbayern" nennt sich das multimediale Kunstwerk, für das der Musiker Johannes Dobroschke und die Videokünstlerin Susanne Steinmassl verantwortlich zeichnen. Ein Experiment, das die Identität Oberbayerns in einer zeitgemäßen Formsprache erlebbar zu machen versucht. Nicht unwichtig, schließlich bleiben Traditionen nur lebendig, solange sie das Leben der Menschen anreichern.

Für ihr Projekt haben die beiden die Bestände des Bezirks Oberbayern gesichtet, sich durch dessen Sammlungen an Instrumenten, Textilien, Musik, Schriften, Kunst und auch Häusern gearbeitet und manchen Schatz ausgegraben. Der Blick der Kamera gleitet durch Räume im Freilichtmuseum Glentleiten, folgt den Schwüngen alter Schablonenmalerei, aber auch textilen Mustern, verharrt vor Fotografien des früheren Heimatpflegers Paul Ernst Rattelmüller, taucht ein in die Landschaft: grüne Almen, Berge, Menschen in Tracht.

Johannes Dobroschke fand einen Teil seiner Töne in den Tiefen des Volksmusikarchivs in Bruckmühl. Dort hat er die Klänge verschiedener Glocken aufgenommen, sich auch mit den Halleigenschaften anderer Bezirkseinrichtungen auseinandergesetzt. Seine Collage aus alten Volksmusikaufnahmen und neuen Tönen funktioniert gut. Der "Kosmos" sei ein Versuch, Heimat virtuell zu interpretieren, sagt Alexander Wandinger, Leiter des Trachten-Informationszentrums (TIZ), der gemeinsam mit Matthias Fischer, dem Popularmusikbeauftragten des Bezirks, das Projekt gemanagt hat. "Wir wollen nicht belehren, sondern bereichern", ergänzt Elisabeth Tworek, Chefin der Kulturabteilung.

Im April 2018 hatte sie - nach 24 Jahren als Chefin des städtischen Literaturarchivs Monacensia in München - ihren neuen Posten im Bezirk angetreten mit dem Ziel, dessen einzelne Kulturinstitutionen besser zu vernetzen. Zu ihnen gehören Museen - neben der Glentleiten auch das Bauernhofmuseum Amerang -, das TIZ, das Volksmusikarchiv, die Fachberatung Heimatpflege, das europäische Künstlerhaus Schafhof in Freising oder das Bildungszentrum Kloster Seeon. Kosmos Oberbayern zeugt nun von den ersten Erfolgen der Tworekschen Bemühungen, das Profil von Kultur, Bildung und Heimatpflege zu schärfen und enger zu verzahnen.

Natürlich passt es, dass die Kulturkuppel zum ersten Mal auf dem "Zamma" präsentiert wird, jenem inklusiven Kulturfestival, das alle zwei Jahre an einem anderen Ort und dieses Mal eben in Garmisch-Partenkirchen stattfindet. Wo die Kuppel das nächste Mal aufgestellt wird, ist unklar. Doch ob im Schafhof oder im Kloster Seeon, für Tworek steht fest: "Unser Ufo kann überall landen."

Zamma. Kulturfestival Oberbayern , bis 20. Juli, Garmisch-Partenkirchen, Eintritt in die Kuppel alle 20 Minuten, täglich 10 bis 20 Uhr

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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