Indien:Ein Land im Modi-Modus

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Der Premierminister Narendra Modi wird vom Westen hofiert. Dabei bläst seine nationalistische Hindu-Partei zum Kampf gegen Andersgläubige und Intellektuelle.

Von Kiran Nagarkar

Narendra Modi kommt aus einfachsten Verhältnissen. Er war Teeverkäufer, arbeitete sich hoch beim radikal-hinduistischen Freiwilligenkorps Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) und wurde 2001 Regierungschef des indischen Bundesstaates Gujarat. Vier Monate nach seiner Ernennung, am Morgen des 27. Februar 2002, hielt ein Zug am Bahnhof von Godhra, in dem Hunderte Hindu-Fanatiker saßen, die von einer Pilgerfahrt nach Ayodhya zurückkamen. Dort hatten ihre Glaubensbrüder die Babri-Moschee zerstört, um an derselben Stelle einen Tempel für den Gott Ram zu errichten. Als der Zug den Bahnhof verließ, wurde er gestoppt, einer der Waggons wurde von außen verriegelt und ging in Flammen auf. 58 Menschen starben bei dem Brand. Diese Tragödie sollte Modi für alle Zeit zeichnen, führte er doch zu einigen der schlimmsten Pogrome gegen Muslime seit der Teilung von Indien und Pakistan. Zwischen 1000 und 1200 Muslime wurden aus Rache in Gujarat getötet, knapp hunderttausend wurden vertrieben. Diese Unruhen hatten weitreichende Folgen. Modi wurde im Westen zur Persona non grata. In Gujarat aber wurde er dreimal hintereinander wiedergewählt. Seit dem 27. Mai 2014 ist er der indische Premierminister.

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