In memoriam:Von der Musik beseelt

Lesezeit: 2 min

Darrah war eine von vielen Bands, denen Klaus Götzfried (Mitte) angehörte. (Foto: Glockenbachwerkstatt)

Die Glockenbachwerkstatt erinnert mit einem Konzertabend an den Musiker und Subkultur-Veranstalter Klaus Götzfried, der vor 16 Jahren starb

Von Dirk Wagner

Die Glocken am Bach seien für immer still, heißt es im Song "Bells At The Creek", mit dem die Münchner Band Soylent Green auf den Tod von Klaus Götzfried reagierte. Mit 37 Jahren starb der Sozialpädagoge am 15. Juni 2003 an den Folgen seiner Krebs-Erkrankung. Verantwortlich für das Programm in der Glockenbachwerkstatt hatte Götzfried bis dahin auch andernorts lokalen Indie-Bands ein Zuhause bereitet. Geradezu visionär vernetzte er dafür die Musiker und andere Veranstalter auf Festivals, die er ebenso im "Substanz", im "Backstage" oder im "Club Zwei" organisierte. Damit unterstützte er nicht nur die Bands, die er bequem auch nur in der Glockenbachwerkstatt hätte auftreten lassen können. Stattdessen stärkte er die verschiedenen Spielstätten einer Indie-Kultur in dieser Stadt.

Wobei Götzfried von Anfang an über den Tellerrand hinaus blickte. Zusammen mit dem Sozialpädagogen Erwin Zißelsberger, der das Programm im Germeringer Jugendzentrum "Knast", der heutigen "Cordobar", organisierte, veranstaltete er Festivals, die mit demselben Line-up freitags in Germering und samstags in München ihr Publikum fanden. Sehr schnell kam es dabei zu Kooperationen mit weiteren Kulturschaffenden in Rosenheim oder Fürstenfeldbruck, erinnert sich Zißelsberger an den Erfolg jener Welle, die Götzfried mit ihm damals lostrat.

Die von ihnen produzierte Kompilation "La Ultima Ola" lieferte 2000 eine kleine Bilanz auf CD. Mit Bands wie Butterside Down, aus denen später Goya Royal wurden, den Moulinettes, den Bartlebees oder Sitter, sowie Zißelsbergers eigener Band Co-Stars, aus denen dann The Ruby Sea hervorgingen, und Götzfrieds Band Lasker. Das Cover gestaltete Andreas Höfer von Crash Tokio. Und bald schon wurde auch der Siebdruckkünstler Bernd Hofmann alias Señor Burns von Götzfried inspiriert, seine ersten Konzertposter zu gestalten, derweil Alex von Streit, ebenfalls von Götzfried unterstützt, der Szene ein weiteres Forum in seinem Fanzine Kultzone bereitete. Und auch in der damals von Sebastian Zehetbauer moderierten Radiosendung "Szene M" auf m94,5 stellte Götzfried als Studiogast regelmäßig neue Bands vor. Kurz: Unter dem grünen Daumen seines Gärtners Klaus Götzfried erblühte der Indie-Garten in München so farbenprächtig wie schon lange nicht mehr.

Dann wurde Götzfrieds Krebs diagnostiziert. In der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, gründete er weitere Bands. "Für lange Vorbereitungen im Proberaum habe ich keine Zeit", erklärte er die Idee, eine Band wie Count Dracula von Anfang an auf der Bühne zu entwickeln. Nach Götzfrieds Tod führten Hofmann und Marie Hess dessen Festivalreihe in der Glocke fort. Zum einen, um sicher zu stellen, dass dort überhaupt weiter Konzerte stattfinden. Zum anderen in Gedenken an Götzfried. "Er hat mir die Subkultur näher gebracht, hat mir gezeigt, dass man alles selber machen kann und muss. Ohne ihn hätte ich vielleicht nie zum Siebdruck gefunden", sagt Hofmann. Irgendwann überließen er und Hess das Feld jüngeren Veranstaltern für deren Ideen. An diesem Freitag spielen The Moonband, The Ruby Sea, Goya Royal und andere ein Erinnerungskonzert für Klaus Götzfried. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht und kommen der Stiftung "Ambulantes Kinderhospiz München" zu.

In memoriam Klaus Götzfried ; Fr., 10. Mai, 19 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Blumenstr. 7

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: