Hörspiel:Kasperl und das Traumwetter

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(Foto: N/A)

Von Rudolf Neumaier

Der Klimawandel ist in Hinterwieselharing angekommen. Hitze und Dürre haben die Stadt so fest im Griff, dass der Stadtfluss Gschwoab austrocknet. Kasperls Großmutter, ein Prachtexemplar von Miesmauke und Zwiderwurzn, darf ihre Stube jetzt nur noch mit einem halben Kübel Putzwasser schrubben. Der Spritzbrunnen im städtischen Rosengarten hat den Geist aufgegeben, weil der Wasserspeicher versiegt ist. Und Bürgermeister Klingshirn hat nun eine Umweltreferentin eingestellt, Frau Dr. Pritschlér-Fontaine. Eine Wissenschaftlerin ohne Fördermittel. Aber wie es mit dem Klimawandel so ist - wird nicht bald gehext oder gezaubert, dürfte sich nicht mehr viel machen lassen. Der Zauberer Gottlieb Wurst hat sich in die Rente verabschiedet. Doch zum Glück gibt es Annegehr Strudlhofer, die böse Hexe, die endlich geliebt werden will.

Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater aus München-Giesing wird 25 Jahre alt und bringt zu diesem Jubiläum seine 14. Hörspiel-CD heraus, absurd wie eh und je: "Kasperl und das Traumwetter". Die beiden Döblinger-Intendanten und Kasperl-Dramatiker Josef Parzefall, 58, und Richard Oehmann, 52, hatten für ihre Stücke Gäste wie Gerhard Polt und Jule Ronstedt, Fredl Fesl und Axel Milberg, diesmal tritt die Schauspielerin Inka Friedrich auf und badenselt als Ortsökologin Dr. Pritschlér-Fontaine ein zart zischendes Freiburger Alemannisch ins bairische Hinterwieselharing. Wer beim Bürgermeister das "Bleame" (Blume) nicht versteht, kann sich leicht am Magierpersonal und bei König Torsten durch die Handlung hangeln. Sie sprechen Dudendeutsch.

Das Musikerkollektiv G.Rag & die Landlergschwister begleitet die Lieder kongenial, mit einem atemberaubenden Sound aus Percussion, Klarinetten und dezentem Blechgebläse mit Banjo. Denn Kasperl ist ja kein Schnulzenheld, sondern Anarchist. Und seine Mitstreiter sind's auch. Zauberer Wurst etwa pfeift in seinem Rentensong auf Umwelt, Nachwelt und Zukunft, bevor er Pogo tanzt. Doctor Döblinger gehört auch nach 25 Jahren zu den frischesten und überraschendsten Projekten deutschsprachiger Kleinkunst.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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