Hertzkammer:Flyer zum Glück

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Der Niederländer Job Jobse legt im Blitz Club auf

Von Stefan Sommer

Geliehene Ausweise, verstellte Stimmen, falsche Perücken: Um als minderjähriger Nachtschwärmer im Technotempel der Wahl Einlass gewährt zu bekommen, braucht es manchmal Kreativität. Job Jobse hat diese 2007 nicht. Der Siebzehnjährige, heute Superstar-DJ, will in den legendären Club "11" in Amsterdam. Er hat aber keine Ahnung wie. Der Einlass ist ab 18. Er ist zu jung. Es ist zum Verzweifeln. Alles Bitten und Betteln hilft nichts. Kein Türsteher lässt sich erweichen.

Der Club-Besitzer Olaf Boswjik, eine Legende des Amsterdamer Nachtlebens, schlägt dem Kerl, der so brennend in seinen Laden möchte, einen Deal vor: Flyer verteilen. Er soll durch die Stadt gehen und den Job machen, den keiner in seinem Team machen will. Der Teenager nimmt an. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft: Jobse lernt im "11" und seinem Nachfolgeclub, dem Trouw ("dem Berghain Hollands"), das DJ-Handwerk. Er wird Resident, Co-Booker und veranstaltet in den nächsten Jahren eigene Partys dort. Aber nicht auf dem Mainfloor des Trouw, Jobse erfindet die "Plei-Raves" - Raves in den Toiletten der ehemaligen Druckerei.

Als das Trouw 2015 schließen muss, zieht Jobse zusammen mit Olaf Boswjik weiter. Boswijk eröffnet schon im Jahr darauf "De School", den ersten Club Amsterdams mit einer 24-Stunden-Lizenz. Job Jobse, mittlerweile einer der wichtigsten Techno-DJs der Welt, wird auch hier sein Resident-DJ. Sein Name ist jetzt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, sein exaltierter Mix aus Rave, Trash, Trance und Italo-Disko verändert den Zeitgeist. Nach Sets auf großen Festivals wie dem Glastonbury in Südengland und Auftritten in den wichtigsten Clubs Europas, muss er heute dort aber mit keinem Türsteher mehr ums Reinkommen ringen. Flyer, davon ist wohl auszugehen, verteilt er heute auch keine mehr.

Job Jobse , Samstag, 31. August, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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