Helme Heine:Vater von Freunden

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Eine kleine Illustration zur Lage von Helme Heine. (Foto: Helme Heine)

Der Zeichner und Kinderbuchautor Helme Heine wird 80 Jahre alt. Zuvor hat er uns noch aus Neuseeland geschrieben.

Von Roswitha Budeus-Budde

Helme Heines Leben hat ihn weit in der Welt herumgeführt. Heute lebt er in Neuseeland, wohin es das Coronavirus "bis auf ein paar Blindgänger am Flughafen in Auckland bis jetzt so gut wie nicht geschafft" hat, wie er per Mail schreibt. Außerdem schickt er einen kleinen Lebenslauf: "Ich habe mich 13 Jahre durch die Schule gequält. 12 Jahre Afrika waren dunkle Zeiten, beruflich und finanziell. Acht Mal wurde ich ausgeraubt. Trotzdem war es eine wichtige Zeit der persönlichen Wandlung vom Betriebswirt zum freien Künstler."

Sein erster großer Erfolg war es, als er auf der Internationalen Kinderbuch-Messe in Bologna 1977 mit dem Premio Grafico für sein philosophisches Bilderbuch "Elefanteneinmaleins" ausgezeichnet wurde, einer kleinen, schwarz-weiß gezeichneten Fabel, in der ein Elefant etwas über die Vergänglichkeit des Lebens lernt. Helme Heine war da gerade aus Südafrika zurück, wo er zwölf Jahre mit seinem Bruder E.W. Heine als Kabarettist und Theatermacher gelebt hatte. Seine neue Karriere begann, als er in Deutschland von Gertraud Middelhauve entdeckt wurde: "Die erste Version meines Buches ,Freunde' war und ist das einzige meiner Kinderbücher, das meine damalige Verlegerin ablehnte, mit den Worten: ,Das kannst du besser.' Die zweite, völlig neue Version mutierte zum Klassiker. Danke."

Franz von Hahn, Johnny Mauser und der dicke Waldemar treten auch im Fernsehen auf

Mit einer rastlosen Kreativität malt er seine pastellfarbenen Tier- und Menschenfiguren, besonders bekannt sind die Bildergeschichten mit Franz von Hahn, Johnny Mauser und dem dicken Waldemar. Die drei Spezis fanden später auch im Film und Fernsehen viele Zuschauer, genau wie Peter Maffeys Musical "Tabaluga", an dessen Musik und Texten Heine mitarbeitete. Der Kinderbuchkritiker Konrad Heidkamp schrieb über ihn: "Zwei Bilder sind schon eine Erzählung, drei Bilder werden zur Weltanschauung." So entsteht zum Beispiel in seiner Schöpfungsgeschichte "Samstag im Paradies" die Welt als wunderbarer Ort für Adam und Eva als glückliche Kinder.

Nach 10 Jahren verließ Helme Heine Deutschland wieder und lebt seitdem, nach einem kurzen Zwischenstopp in Irland, in Neuseeland. Wo er neben seinen Bilderbüchern, oft zu den Texten seiner Frau Gisela von Radowitz, als Bildhauer, Textildesigner und Cartoonist arbeitet. In den letzten Jahren beunruhigen ihn die politischen Entwicklungen sehr. In seinen Bilderbüchern ist wenig davon die Rede, obwohl er in Deutschland den Künstlern der Neuen Frankfurter Schule nahestand. "Der Trumpismus, die Querdenker, die Evangelikalen, der Glaubensextremismus, der wachsende politische Hass, die Sprachpolizei, die Ausgrenzung Andersdenkender, die fehlende politische Diskussion, das Nicht-mehr-zuhören-Können und-Wollen", zählt er auf, aber: "Erfreulich ist die plötzliche Bewusstwerdung, wie wichtig die Kulturszene ist."

Am 4. April, seinem 80.Geburtstag, will er wie jeden Sonntag einen Brief an seine Freunde in aller Welt schreiben. Und der wichtigste Satz wird sein: "Lebe heute im Jetzt."

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