Hamburg: Kisseler neue Kultursenatorin:Scholz bedient sich bei Wowereit

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Eine Frau ist künftig in Hamburg für die Kultur zuständig: Barbara Kisseler, bislang Chefin der Berliner Staatskanzlei, wechselt von der Spree an die Alster. In ihrem neuen Job muss sie erst einmal zerbrochenes Porzellan kitten.

Der designierte Erste Bürgermeister von Hamburg hat eine Kultursenatorin gefunden. Barbara Kisseler, bislang Chefin der Berliner Staatskanzlei, wechselt in die Hansestadt, teilte Olaf Scholz (SPD) mit. Die heute 61-Jährige Parteilose war 2009 - für die Kulturpolitik - Mitglied im Kompetenzteam des damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg vor einer Woche hatte die SPD die absolute Mehrheit errungen.

Barbara Kisseler wird neue Kultursenatorin von Hamburg. Bislang leitet sie die Staatskanzlei in Berlin. (Foto: ZB)

Kisseler sieht ihre neue Aufgabe als "große Herausforderung". "Die Kulturbehörde muss in erster Linie den Dialog mit den Kulturschaffenden organisieren", teilte sie mit. Hamburg sei "eine Stadt mit einem unglaublichen kulturellen Potenzial. Leider ist dies in der Vergangenheit nicht immer angemessen gewürdigt worden." Es gehöre zu den Aufgaben des künftigen Senats, die Kulturinstitutionen wie Museen und Theater zu stärken und ihnen zu einem neuen Selbstbewusstsein zu verhelfen. Ebenso müsse dafür gesorgt werden, dass auch die freie Kultur angemessen ausgestattet werde.

Nach der verheerenden Niederlage der CDU muss auch der bisherige Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) seinen Schreibtisch räumen. "Barbara Kisseler bringt umfassende Erfahrungen aus ihrer langjährigen Tätigkeit in verschiedenen Kulturbehörden mit. Ich freue mich sehr, dass sie uns in Hamburg bei der Neuausrichtung der Kulturpolitik mit ihren umfangreichen Kenntnissen bereichern wird", sagte Scholz.

In Berlin gilt sie als kompetent und freundlich, zugleich aber auch durchsetzungsfähig. Die studierte Germanistin, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftlerin war viele Jahre in Kulturverwaltungen tätig. 2006 war Kisseler im zweiten rot-roten Berliner Senat unter dem regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) überraschend als erste Frau an die Spitze des Senatskanzlei gewechselt, wo sie Chefin von rund 200 Mitarbeitern ist. Davor war Kisseler drei Jahre lang im ersten rot-roten Senat in der Hauptstadt Staatssekretärin für Kultur.

Große Hoffnungen in der Kulturszene

Die gebürtige Nordrhein-Westfälin war auch zehn Jahre lang als Abteilungsleiterin für Kultur im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und sieben Jahre lang als Leiterin des Kulturamtes in Düsseldorf tätig. Seit 2006 hat sie eine Honorarprofessur am Studiengang Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam. Scholz hat einen Wechsel in der Hamburger Kulturpolitik versprochen.

Die Hoffnungen in der Kulturszene sind groß, denn die geschasste schwarz-grüne Regierung hatte es innerhalb kurzer Zeit geschafft, den Ruf der Hansestadt als Kulturmetropole zu riskieren. "Hamburg hat in der letzten Zeit im Kulturbereich hauptsächlich negative Schlagzeilen produziert", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann.

Nach seinem Wahl-Triumph am 20. Februar betonte Scholz die Bedeutung der Kultur für die gesellschaftliche Entwicklung. Es gehe um das Schöne, um den Widerspruch und auch um das Hässliche, mit dem man provoziere, sagte der 52-Jährige im 3sat-Magazin Kulturzeit. Das sei wichtig für die Demokratie und die Freiheit in der Gesellschaft. Diese Vorstellung sei bei der Vorgängerregierung nicht genügend ausgeprägt gewesen, erklärte Scholz. Und kündigte an: "Das muss wieder anders werden."

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