Großformat:Meister der Puppen

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Die kleine, dunkle Bühne des Handpuppenspielers Robert Anton galt als das bestgehütete Geheimnis der New Yorker Theaterszene. Wir zeigen Figuren aus seinem Fundus.

Von Catrin Lorch

Die Gesichter, die im Scheinwerferlicht aus dem Dunkel auftauchten, waren winzig - nicht größer als Streichholzschachteln, die Hände klein wie Fingernägel. In der tiefdunklen Atmosphäre entrollten und entfalteten sie sich unter der Kontrolle von Robert Anton, der die kleinen Köpfe bewegte, während er mit ihnen sprach, und selbst überrascht zu sein schien von ihren Einfällen, von den Dinge, die sie auf der Bühne seines "Robert Anton Puppet Theatre" anstellten. Es waren intime Abende, Robert Anton beschränkte sein Publikum strikt auf 18 Zuschauer und verbot Film- und Fotoaufnahmen. Seine Bühne galt als das "bestgehütete Geheimnis der New Yorker Theaterszene", wie es in einem Fanzine hieß; unter den Besuchern waren die Autorin Susan Sontag, der Theatermacher Peter Brook und Regisseur Federico Fellini genauso, wie die Vogue-Chefredakteurin Diana Vreeland oder John Lennon und Yoko Ono.

Robert Anton, im Jahr 1949 in Texas als Kind russischstämmiger Juden geboren, wurde schon als Teenager für seine exakten, miniaturisierten Kopien von Broadway-Bühnen in den Lokalzeitungen gefeiert. In New York arbeitete er dann mit Anfang zwanzig an einem eigenen Theater: In seinem Einzimmer-Apartment formte und bemalte er seine Schauspieler - einen winzigen Papst, eine weißhaarige Lady, Verkrüppelte, eine Zigeunerin, Transvestiten, dunkelhaarig und zart wie Latino-Jungs. Eine Puppe, sie wurde auf offener Bühne gequält, war sein Doppelgänger, dem Robert Anton lange Nadeln in eine mit Schaumgummi gefüllte Schädelöffnung steckte. Schon 1975 vertrat Robert Anton dann gemeinsam mit Robert Wilson die Vereinigten Staaten beim internationalen Theaterfestival in Nancy, wo Jack Lang und François Mitterrand im Publikum saßen, es folgten Auftritte in Köln und Rom.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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