Großformat:Mehr Geld!

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Der österreichische Banknotendesigner Robert Kalina hat für uns ein paar alternative Euro-Scheine entworfen - zum Beispiel die Brezennote mit einem Wert von 1,99.

Von JÖRG HÄNTZSCHEL

Immer mehr Menschen zahlen bargeldlos, der 500-Euro-Schein wurde kürzlich abgeschafft. Zur Ehrenrettung der echten Scheine haben wir den Banknotendesigner Robert Kalina gebeten, uns ein paar falsche, aber sehr lebensnahe Alternativen zu entwerfen

Ja tatsächlich, Banknotendesigner ist ein Beruf - wenn auch ein äußerst seltener. In Österreich war Robert Kalina von 1982 bis zu seiner Pensionierung der einzige, der ihn ausübte. Um so größer war sein Publikum. Wer sonst gestaltet Dinge, die jeder - also wirklich jeder - täglich in der Hand hat? Das war schon so, als Kalina noch die Schilling-Scheine für die heimische Nationalbank entwarf. Seit er sich dann im Wettbewerb um die Gestaltung der Euro-Banknoten durchsetzte, stecken seine Scheine in den Taschen von 300 Millionen Menschen.

Nur eine Banknote, der 500-Euro-Schein, ist nicht mehr dabei. Er wurde vor einigen Wochen abgeschafft, weil er angeblich das bevorzugte Zahlungsmittel von Terrorbanden und Geldwäschern ist. Und wer weiß, wie lange es die anderen Scheine noch gibt, denn das Ende des Bargelds wird immer öfter heraufbeschworen. Für Kalina, der auch Banknoten für Aserbaidschan, Malaysia, Bosnien-Herzegowina und Syrien gestaltet hat, wäre das ein großer Verlust: "Jede Transaktion wird nachvollziehbar, wird gespeichert, kann von irgendwem abgerufen werden. Man kann nicht mehr anonym zahlen. Für mich geht damit ein Stück Freiheit verloren", sagt er.

Freiheit war ihm schon vor 20 Jahren beim Gestalten der Euro-Scheine wichtig. Statt nationalen Berühmtheiten oder ikonischen Bauten aus europäischen Ländern verwendete er für die Scheine fiktive architektonische Versatzstücke, lauter Brücken, Tore, Fenster - Symbole für das offene Europa.

Das ist alles reichlich abstrakt, könnte man einwenden.

Europa ist in der Krise, immer mehr Tore werden geschlossen, und welche Kaufgegenstände sind schon für exakt 5, 10, 20 oder 50 Euro zu haben? Wir haben Kalina deshalb gebeten, Euroscheine für uns zu entwerfen, deren Nennwert zum Beispiel den Preisen entspricht, die wir tatsächlich im Supermarkt bezahlen. Und darüber hinaus noch ein paar edlere Varianten für luxuriösere, ungerade Shopping-

Bedürfnisse - quasi zur romantischen Ehrenrettung des angeschlagenen Bargelds. Seine neue Serie von drei Banknoten für das SZ-Großformat zeigt: Weißwürste mit Breze auf dem 1,99-Schein; ein paar High-Heels auf der 95,90-Note und eine schöne Alufelge auf dem teuersten Schein mit einem Wert von 459,50 €.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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