Großformat:Kunst für die Ferien

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Die deutsch-schwedische Malerin Lotte Laserstein war lange vergessen. Dieses Jahr ehren sie gleich zwei Ausstellungen - doch eines ihrer erstaunlichsten Werke kennt bisher noch kaum jemand.

Von Catrin Lorch

Lange war sie eine der Vergessenen des 20. Jahrhunderts: Lotte Laserstein. Zwar war die Künstlerin, 1898 im damaligen Ostpreußen, heute Polen geboren, eine der ersten Frauen, die mit Auszeichnung ihre Ausbildung an der Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin abschlossen hatte. Doch obwohl sie schon während der Weimarer Zeit eine beachtete Porträtistin war, wurde die Malerin nach ihrer Emigration nach Schweden - sie stammte aus einer jüdischen Familie - fast vergessen. Gerade noch konnte Laserstein miterleben, wie die Kunstszene sie Anfang der Achtzigerjahre wieder entdeckte, als eine der originellsten Malerinnen der Zwischenkriegszeit in Deutschland.

Inzwischen gilt Lotte Laserstein mit ihren strahlenden, figurativen Gemälden sogar als Publikumsliebling. In diesem Frühjahr zeigten sowohl das Frankfurter Städel als auch die Berlinische Galerie Einzelausstellungen von ihr. Doch eines ihrer originellsten Werke wird wohl nirgends sonst als im schwedischen Kalmar zu sehen sein, dem Ort, in dem sie im Jahr 1993 starb. Es ist eine Auftragsarbeit für die befreundete Familie Sjögren, die bei der jungen Emigrantin im Jahr 1940 ein Wandgemälde für ihr Sommerhaus in der Nähe von Mariefred, westlich von Stockholm, in Auftrag gab.

Das monumentale Gemälde vereint die Familienmitglieder in einer träumerischen Szenerie. Sie soll wohl den nahenden Sommer symbolisieren, wobei die jungen Männer und Frauen fast somnambul wirken. Ihnen scheinen die Kälte und Dunkelheit des Winters trotz des hellen Hintergrunds noch in den Knochen zu sitzen. Die auf Holzplatten gemalte Komposition, die an der Stirnseite des Wohnraums um einen Kamin herum montiert war, blieb viele Jahre lang unbekannt. Erst 2015 entschloss sich die Familie - einige der Dargestellten leben noch -, das Werk dem Kalmar Konstmuseum zu schenken.

Vermutlich hätten die Kuratoren der Ausstellungen in Frankfurt und in Berlin - letztere ist noch bis zum 12. August in der Berlinischen Galerie zu sehen -, die außergewöhnliche Arbeit von Lotte Laserstein gerne aus Schweden ausgeliehen, allein: Die fragilen riesigen Holzplatten sind kaum für den Transport geeignet.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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