Selbst die Sommerferien würden nicht reichen, um alle deutschen Welterbestätten zu besuchen. Es sei denn, man würde kreuz und quer durch die Republik hetzen, jeden Tag einen anderen dieser einzigartigen und deshalb besonders geschützten Orte besuchen, ohne auch nur einmal zu verschnaufen: Dann wäre man mit ein bisschen Glück pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres zurück. Aber auch keine Sekunde eher. Ein ähnliches Problem stellt sich, wenn man die inzwischen 43 Weltkulturerbe- sowie die drei Weltnaturerbestätten in Deutschland kindgerecht präsentieren möchte, so wie sich das die Autorinnen Anna Elisabeth Albrecht und Susanne Rebscher gemeinsam mit der Illustratorin Anne Ibelings vorgenommen haben in dem Buch "Abenteuer Welterbe".
Da bleibt nicht viel Raum für die einzelnen Stationen, in der Regel ist es eine Doppelseite, manchmal aber auch bloß eine Seite, gegenüber geht es dann schon wieder weiter von der Wartburg zum Naumburger Dom, vom Oberen Mittelrheintal zur Grube Messel. Denn ein Vor- und ein Grußwort sowie ein Glossar müssen auch noch Platz finden auf den dann eben doch nur 80 Seiten, außerdem ein paar Interviews. Einige davon sind aufschlussreich, etwa das Gespräch mit einer Familie, in dem vor allem die Kinder erzählen, was es bedeutet, in der Lübecker Altstadt und damit mitten in einem Weltkulturerbe zu wohnen. Oder jenes mit einem Mann, der Führungen anbietet durch die ebenfalls von der Unesco geschützte Berliner Siemensstadt.
Einen guten Eindruck vermitteln auch die Illustrationen von Anne Ibelings. Sie orientieren sich eng an der Realität, wobei die Perspektive auf Bauwerke oder Stadtanlagen meistens geschickt gewählt ist, so dass man die Dinge gut erfassen kann. Manchmal helfen Detailansichten oder Querschnitte, sich ein genaueres Bild zu machen.
Das gelingt den beiden Autorinnen nur bedingt. Manchmal erklären sie schwierige Begriffe kindgerecht, dann wieder ist von Dendrochronologie die Rede, so als wüsste jeder, was darunter zu verstehen ist - erst bei der dritten Erwähnung wird das Wort erklärt, im Glossar ist es nicht aufgeführt. Auch werden viele architektonische Fachbegriffe vorausgesetzt, die zwar den meisten Erwachsenen geläufig sein dürften, Kindern jedoch nicht zwangsläufig. Und sehr oft drehen sich die Erläuterungen von Albrecht und Rebscher hauptsächlich um Jahreszahlen, kunsthistorische Epochen und Herrschernamen. Nicht unbedingt das, was das Zielpublikum am meisten interessieren dürften an der Würzburger Residenz oder Schloss Falkenlust in Brühl. Dass Fürst Hermann von Pückler-Muskau für die Errichtung seiner Gartenanlage eigens eine Baumpflanzmaschine erfunden hat, die dann auch in einer Illustration zu sehen ist, das ist dann schon eher ein spannendes Detail.
Anna Elisabeth Albrecht, Susanne Rebscher: Abenteuer Welterbe. Entdecke besondere Orte in Deutschland. Magellan Verlag, Bamberg 2021. 80 Seiten, 26 Euro.
