Gedenkkonzert:Mahnende Melodien

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Preisdekoriert und in aller Welt gefragt: der Pole Adam Bałdych. (Foto: oh)

Der Warschauer Jazzgeiger Adam Bałdych spielt in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Von Gregor Schiegl, Dachau

Angehörige polnischer KZ-Opfer und deutscher NS-Verfolgter, Politiker und Vertreter der Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft kommen am Sonntag zu einer Gedenkveranstaltung in Dachau zusammen, um an die Verschleppung der ersten polnischen Häftlinge ins KZ Dachau vor 80 Jahren zu erinnern. Begleitet wird die Veranstaltung von einem Gedenkkonzert des international bekannten Jazz-Geigers Adam Bałdych aus Warschau.

Nach dem Überfall auf Polen verschleppten die Nationalsozialisten mehr als 40 700 polnische Männer und Frauen nach Dachau, fast 10 000 von ihnen wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt, etwa 1800 als Geistliche unterschiedlicher Konfessionen. Im Lager stellten die Polen die größte nationale Gruppe. Etwa 8400 von ihnen wurden im Dachauer KZ-System ermordet. Doch selbst am Ort des Terrors fanden polnische Häftlinge Mittel und Wege zur Selbstbehauptung. Zeitweise duldete die SS kulturelle Darbietungen. "Hier in Dachau höre ich unsere Melodien", erinnerte sich Adam Kozłowiecki SJ an eine Aufführung Ende August 1943 auf dem Appellplatz. "Ich vergaß den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun."

Daran anknüpfend interpretiert der 33-jährige Adam Bałdych Werke von Szymon Laks, Mieczysław Weinberg und Gideon Klein. Laks wurde in Warschau geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf. 1942 wurde er ins KZ Auschwitz verschleppt, wo er Geiger und später Leiter des Männerorchesters war. Im November 1944 kam er ins Außenlager Kaufering XI, im April 1945 wurde er befreit. Mieczysław Weinberg kam ebenfalls in einer jüdischen Familie in Warschau zur Welt. Nach dem deutschen Überfall auf Polen floh er in die Sowjetunion. Gideon Klein wurde 1919 in der früheren Tschechoslowakei geboren. 1941 wurde der Musikstudent wegen seiner jüdischen Herkunft ins Ghetto Theresienstadt verschleppt. Im Oktober 1944 wurde er nach Auschwitz verlegt, wo er im Außenlager Fürstengrube am 27. Januar 1945 ermordet wurde.

Gedenkkonzert mit Adam Bałdych , Sonntag, 15. September, 16 Uhr, Evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau; der Eintritt ist frei. Wenn im Kirchenraum alle Plätze belegt sind, wird das Konzert in den Innenhof und in den Gesprächsraum der Versöhnungskirche übertragen.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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