Garmisch-Partenkirchen:Rose für den Nachfolger

Lesezeit: 1 min

Brigitte Fassbaenders Abschied vom Strauss-Festival

Von Sabine Reithmaier, Garmisch-Partenkirchen

Kammersängerin Brigitte Fassbaender verabscheut jegliche Sentimentalität. Nicht nur auf der Bühne, sondern vor allem, wenn es ihre eigene Person betrifft. Daher überreichte die scheidende Intendantin des Richard-Strauss-Festivals, kaum war der letzte Ton der Alpensinfonie verklungen, dem Dirigenten des Abends, ihrem Nachfolger Alexander Liebreich, eine Rose. Sie tat dies von unten, betrat die Bühne nicht. Ihre Stimme ertönte wenig später nur mehr kurz über Mikrofon aus dem Off: "Tschüss, Servus, pfiats Euch". Das war's. Uneitler geht es nicht mehr.

Dabei hätte sie sich ruhig ein bisschen loben lassen dürfen für ihre Festivalleitung, neun Jahre, in denen sie sich ganz auf Strauss konzentrierte und viele musikalische Raritäten ausgrub. Immerhin ließ sie sich während des anschließenden Abschiedsfests in der Eisporthalle von manchen Fans ein wenig würdigen, versicherte denen immer wieder, sie würde die neun Jahre in bester Erinnerung behalten. Ein gesellschaftliches Ereignis war das Konzert auf jeden Fall; das zeigte der Besucherandrang. Strauss' Alpensinfonie, eines der am stärksten besetzten Orchesterwerke der Spätromantik überhaupt, bot dafür auch den richtigen Rahmen. Liebreich setzte freilich auf Entschlackung, dirigierte unaufgeregt sachlich, ließ sein Nationales Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks aber doch ab und an suggestive Klangflächen weben.

Der 15-jährige Strauss war im August 1879 von Murnau auf den 1800 Meter hohen Heimgarten gewandert. Er brach in der Nacht auf, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben, geriet in ein Gewitter und kam erst spät wieder unten an. Seither beschäftigte ihn die Idee einer sinfonischen Alpentour, doch erst 1911 begann er, wirklich daran zu arbeiten. Von der hohen Intelligenz sei das Stück stets unterschätzt worden, schrieb er 1948. "Sie klingt allerdings auch zu gut!"

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: