Galerierundgang:Einfach mal unbekümmert

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Viele der Galeriekooperationen von "Various Others" offenbaren kindlich-spielerisches Potenzial

Von Evelyn Vogel, München

Märchenhafte Geschichten, zirzensische Tableaus, Fabelwesen und Comicfiguren, Wunderkammern - und ein kuratorisches Projekt, das von Anfang an kindgerecht gedacht war. Wer sich bei den Galeriekooperationen von "Various Others" umschaut, die vergangenes Wochenende starteten, stößt gleich auf mehrere Künstler, deren Gemälde und Objekte von zauberischen Welten erzählen.

Monika Michalko kreiert surreale Welten wie die "Reisemaschinensachlichkeit" von 2014. (Foto: Jan Michalko, courtesy Produzentengalerie Hamburg)

Die neuen Arbeiten der in Tschechien geborenen, in Berlin lebenden Künstlerin Monika Michalko - sie wird von der Produzentengalerie Hamburg vertreten - scheinen den Betrachter in Kindheitserinnerungen oder -träume zurückführen zu wollen. Ihre Ölgemälde wie ihre hinreißenden Radierungen sind fantastische, surreal anmutende Werke, in denen sie nicht nur Vergangenes mit Gegenwärtigem verschmilzt, sondern in denen die vielreisende Künstlerin auch diverse Kulturkreise reflektiert. Daneben erinnern die nicht weniger fantasievollen Installationen des Münchner Künstlers Lorenz Strassl mitunter wie zeitgenössische Wunderkammern, die Objets trouvés aus verschiedenen Jahrhunderten und Herkunftsbereichen zur Schau stellen. Das Tüpfelchen auf der zirzensischen Zurschaustellung: der Dino im Gehege.

Monika Michalko und Lorenz Strassl, Produzentengalerie Hamburg bei Galerie Jo van de Loo, Theresienstr. 48, bis 26. Okt., Mi-Fr 12-18 Uhr, Do 12-20 Uhr, Sa 12-15 Uhr

Bei Deborah Schamoni trifft das von ihr vertretene Künstlerduo Kaya (dahinter verbergen sich Kerstin Brätsch und Debo Eilers) auf den aus Frankreich stammenden, in New York lebenden Paul Gondry von der MX Gallery New York. Auch Gondrys Malerei erzählt in einer mit Gouache auf Leinen gemalten rauen Haptik von märchenhaften Themen. Dabei richtet er seinen Blick sowohl auf westliche wie östliche Erzähltraditionen und versucht, durch einen Standortwechsel eine neue Erzählweise zu finden, die den eurozentrischen Standpunkt verlässt.

Blick- und Standortwechsel waren übrigens auch Themen, die am Eröffnungswochenende von "Various Others" bei einer Podiumsdiskussion im Museum Brandhorst auf der Agenda standen. Dort erzählten Diana Campbell Betancourt (Samdani Art Foundation / Dhaka Art Summit in Bangladesch), Mareike Dittmer (Art Stations Foundation / Muzeum Susch, Schweiz) and Tessa Praun (Magasin III, Museum & Foundation for Contemporary Art, Stockholm) von ihren hybriden Betreibermodellen zwischen privatem Engagement und öffentlicher Institution. Allerdings machte allein Betancourt den Bogen weit genug auf, um Denkanstöße für die Zukunft zu liefern.

Doch zurück zu Paul Gondry. Dieser beschäftigt sich neben der Malerei auch mit Bildhauerei, Film und Kostüm. Vielleicht wirken seine Gestalten deshalb wie zwischen "Tausendundeine Nacht" und Sciencefiction, manchmal ein bisschen düster, immer aber vielschichtig. Damit sehr gut passend zu Kaya.

Paul Gondry und Kaya, MX Gallery bei Deborah Schamoni, Mauerkircherstr. 186, bis 19. Okt., Do-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-17 Uhr

Eine geradezu kindgerechte Herangehensweise an die Kunst und damit grenzenlose Unbekümmertheit feiert augenblicklich fröhliche Urstände in der Galerie von Christine Mayer. Sie hat die Goldie's Gallery aus New York zu Gast, hinter der ein kuratorisches Projekt des amerikanischen Künstlers mit japanisch-hawaiianischen Wurzeln Trevor Shimuzu steht. Goldie's war zunächst eine 2016 begonnene Kunstinstallation im Kinderzimmer von Shimizus Tochter Goldie. Gemälde, Skulpturen, Bücher und anderes orientieren sich seither an den Aufnahmemöglichkeiten des heranwachsenden Kindes.

Trevor Shimizu malte den "Posey Bear" 2018 für seine Tochter Goldie. (Foto: Trevor Shimizu and Galerie Christine Mayer)

Die Präsentation bei Christine Mayer ist die erste außerhalb von Shimuzus Appartement und zeigt zudem Arbeiten zahlreicher Künstlerinnen und Künstler, die von Mayer vertreten werden oder schon einmal bei ihr zu Gast waren. Deutlich wird, wie viel kindlich-spielerisches Potenzial die Künstler aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlicher gesellschaftlicher wie künstlerischer Prägung miteinander verbindet.

Da fügt sich ein Werk von André Butzer ebenso nahtlos in das Konzept ein wie eines von Andy Hope 1930, mit dessen Ausstellung Mayer in Kooperation mit Hauser und Wirth, dem Global Player der Szene, im vergangenen Jahr die Erstausgabe von "Various Others" bestritt. Ein deutlicher Kurswechsel nun also von Christine Mayer, die damit in Anlehnung an eine Aussage des Künstlers Dan Graham auch ein Zeichen gegen das Spektakel in der Kunst setzen will.

Kuratorisches Projekt von Trevor Shimizu, Goldie's Gallery bei Galerie Christine Mayer, Liebigstr. 39, bis 19. Okt., Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 11-15 Uhr

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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