Zum Tod von Franz Karl Stanzel:Wie viel Österreich steckt in James Joyce?

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Sonderausgabe für den Sonderfall: Anlässlich seines 100. Geburtstag widmeten ehemalige Schülerinnen und Schüler Franz Karl Stanzel eine Festschrift - es war bereits die zweite. (Foto: Eklaude/Uni Graz)

Generationen von Literaturwissenschaftlern lernten die Erzähltheorien von Franz Karl Stanzel - nun ist der große Hochschullehrer im Alter von 100 Jahren in Graz gestorben.

Von Willi Winkler

Wer sich in den letzten sechzig Jahren dem Studium der Germanistik unterzog, musste das schmale türkis-blaue Bändchen in die Hand nehmen und damit die "Typischen Formen des Romans" unterscheiden lernen. Der Autor Franz Karl Stanzel, Professor in Graz, sortierte die epische Literatur nach auktorialer, personaler und Ich-Erzählsituation. "Eine langweilige Theorie", hieß es abschätzig in einer Rezension des Times Literary Supplement, aber "pädagogisch nützlich". Es war gerade die Schlichtheit dieses Typenkreises, die ihn so erfolgreich machte. Stanzels Lehre, Auflage um Auflage erweitert, korrigiert, polemisch angereichert, aber selbstbewusst gegen Konkurrenz aus Deutschland (Käte Hamburger, Jochen Vogt), Frankreich (Gérard Genette) oder den USA (James Wood) verteidigt, wurde in alle europäischen und auch, wie er stolz vermerkte, in "zwei ostasiatische" Sprachen übersetzt.

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