Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

"Das Vorspiel" mit Nina Hoss ist ein subtil inszeniertes und großartig gespieltes Psychodrama. Die Jugendroman-Verfilmung "Wolf-Gang" erinnert ein bisschen zu sehr an Harry Potter.

Von den SZ-Kinokritikern

Das geheime Leben der Bäume

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(Foto: dpa/dpa)

Peter Wohllebens Buch über kommunizierende Bäume, den Wald als soziales System, war so erfolgreich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Bestseller verfilmt werden würde. Der Dokumentarfilm von Jörg Adolph ("Elternschule") will nun beides zugleich sein, Porträt des Buchautors und Naturdoku. Bewundernd hört Adolph dem gelernten Förster Wohlleben zu, wie er die Thesen seines Buches noch einmal darlegt oder seinen Promi-Status nutzt, um Naturschutz- Initiativen etwa im Hambacher Forst zu unterstützen. Dazu gibt es eindrucksvolle Naturaufnahmen, manchmal an der Grenze zum Kitsch. So interessant Wohllebens Erkenntnisse sind - dem Film hätte mehr Distanz zum Autor gut getan.

Jojo Rabbit

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(Foto: Verleih)

Adolf ist für ihn da, wenn er ihn braucht. Der der zehnjährige Jojo (Roman Griffin Davis) ist ein überzeugter Nationalsozialist und wäre gern ein großer Krieger, aber im Camp der Hitlerjugend bringt es nicht über sich, ein Kaninchen zu töten. Alle lachen danach über "Jojo Rabbit", nur ein imaginärer, clownsker Hitler (Regisseur Taika Waititi selbst) spricht ihm Mut zu. Jojo dankt es mit bedingungsloser Loyalität, die dann auf die Probe gestellt wird. Der Film zeigt die Verführungskraft der NS-Ideologie plastischer als alte Schwarzweißdokus, schafft es aber dann doch nicht, seinen provokanten Feelgood-Ton bis zum Ende durchzuhalten

Nachlass-Passagen

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(Foto: Film Kino Text)

Licht in die Geschichte bringen, heißt einer der Zwischentitel, in die Geschichte des Naziregimes und des Holocaust in Deutschland. Licht nicht als großflächige Illumination, sondern individuelle kleine Suchscheinwerfer, auf Leute, die diese Zeit in Erinnerung halten und ihre Verdrängung aufheben wollen. Ein Parallelstück von Christoph Hübner und Gabriele Voss zu ihrem Film Nachlass, der sich den Nachgeborenen dieser Zeit widmet. Neun Frauen und Männer vor der Kamera, darunter die Architektin der Topographie des Terrors, der Kurator der Gedenkstätte Buchenwald, der Mann aus der Stolpersteinwerkstatt, die Psychotherapeutin Marianne Bosshard vor einem geerbten Klavier, Claus Leggewie. Es sind Profis in der Arbeit der Aufarbeitung, und in den den besten Momenten des Films spürt man, wie sie ihre eigene Professionalität reflektieren: Wieviel Distanz ist nötig, wieviel möglich bei dieser Arbeit.

Die Hochzeit

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(Foto: Warner Bros. Entertainment In.)

Der Film wurde vorab nicht gezeigt.

Roland Rebers Todesrevue

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(Foto: WTP International Logo)

Das Leben im Netz ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, auf dem Selbstdarstellerei und Hate-Kultur Hand in Hand gehen. Der Film-Rebell Roland Reber macht daraus eine satirische Todesrevue aus menschenverachtenden Quiz-Shows, Burlesquetanz und live gestreamter Selbsterniedrigung. Hinter dieser quietschbunten Reizüberflutung, in der zwar viel geredet, aber kaum etwas gesagt wird, schimmert der todtraurige und doch hoffnungsvolle Wunsch durch, dass in diesem Universum dennoch Respekt und Würde noch nicht ganz verloren sind.

Das Vorspiel

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(Foto: dpa)

Es gibt Menschen, die sind hart gegenüber anderen - und noch härter gegen sich selbst. Die Geigenlehrerin Anna (Nina Hoss) ist so jemand. Ihren kleinen Sohn hat sie mit ihren Erwartungen dazu gebracht, dass er bei jemand anders Unterricht nimmt, ihren neuen Schüler Alexander lobt sie nie. Aber noch viel weniger hat sie für sich selbst übrig. Ina Weisse hat ihren Film um die Frage herum gesponnen, wieviel Disziplin ein Mensch verträgt und wieviel Disziplin er braucht. Ein kleines Pychodrama, klug und subtil erzählt - und vor allem ganz großartig gespielt.

Die Wolf-Gang

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(Foto: dpa)

Vlad (Aaron Kissiov) ist neu im magischen Crailsfelden, wo er die berühmte Penner-Akademie besuchen soll. Bald tut sich der junge Vampir, der kein Blut sehen kann, mit einer Fee mit Flugangst und einem Werwolf mit Tierhaarallergie zusammen. Sie müssen die Stadt retten. Auch wenn einige Figuren in Tim Tragesers Film, der auf der Jugendroman-Reihe von Wolfgang Hohlbein basiert, sehr nach Kostümparty aussehen, schaut man den drei Helden gerne zu. Schade nur, dass so vieles an Harry Potter erinnert.

Die Wütenden - Les Míserables

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(Foto: Verleih)

Drei Polizisten fahren durchs Pariser Banlieue und entfachen eine Spirale der Gewalt - in einer nur noch durch Gewalt zusammen gehaltenen Gesellschaft. Ladj Lys in Cannes prämierter, oscarnominierter Spielfilm hat mit Victor Hugos "Misérables" nur den Titel gemein, zeichnet aber ebenfalls ein hoch luzides Bild der Elenden (und Wütenden) von heute: der schwarzen deklassierten Jugend, deren Wirklichkeit von Polizeiwillkür bestimmt wird.

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