Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Der Affront" plädiert für die Aufarbeitung von Geschichte. Aus Detlef Bucks "Wuff" geht man mit viel Sonne im Gemüt. Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Kinokritikern

Der Affront

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(Foto: Alpenrepublik)

Wenn zwei Menschen sich in einen Streit um eine Nichtigkeit hineinsteigern, ist die Analyse ihres Zwists oft ein Job für einen Psychologen - oder für einen Historiker. Hier ist die Reparatur eines Abflussrohrs erst ein Affront, wird dann Gegenstand eines Gerichtsverfahrens und droht schließlich, das ganze Land - den Libanon - zu spalten. Ziad Doueiris Film, nominiert für einen Fremdsprachen-Oscar, ist kein perfekter Gerichtsthriller, aber ein interessantes Plädoyer für die Aufarbeitung von Geschichte.

Career Day mit Hindernissen

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(Foto: Kinostar Filmverleih GmbH)

Was mag größer sein, fragt dieser Film, die Einsamkeit in der Schule oder die im modernen Büro. Die Handlung folgt Daniel, gespielt vom Rapper/Schauspieler Common, und seiner Tochter, gespielt von Storm Reid. Daniel hat eine Affäre mit seiner Assistentin Nadine, gespielt von Jennifer Garner, er wird wegen Vandalismus gefeuert - er habe einen Kaffemaschine verunstaltet! -, und soll sich an ausgerechnet diesem Tag mit seinem Beruf in der Klasse der Tochter präsentieren. Die Schauspielerin Judy Greer, die in den späten Planet-der-Affen-Filmen die Frau des Schimpansenführers Andy Serkis spielt, hat für ihren ersten Film eine Menge Freunde und Kollegen zusammengebracht, die dürfen munter wechseln zwischen absurder Situationskomik und Meditation. Die heftigste Szene erleben wir, wenn am Ende Bob seinen Auftritt hat, in einem Cafe-Klo, der Mann von Nadine!

Ex Libris

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(Foto: Kool Filmdistribution)

Kultur für alle! Doku-Altmeister Frederick Wiseman porträtiert die New York Public Library mit ihren zahlreichen Zweigstätten nicht nur als Bücher-Paradies, sondern als Hort der Demokratie. Wenn er - wie immer sehr geduldig und unkommentiert - die Leseförderung von Kindern in der Bronx beobachtet, Vorträge, Lesungen und Gratiskonzerte, wirkt die öffentliche Bibliothek wie eine Volkshochschule, die auch sozial Schwächeren Bildung ermöglicht. Ein dreistündiges Plädoyer gegen den Geist der Trump-Zeit.

Feierabendbier

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(Foto: GAZE Film / Jakob Wiessner)

Der Diebstahl seines heißgeliebten Oldtimers stürzt Barkeeper Magnus in eine existentielle Krise. Die Jagd nach dem Auto entwickelt sich für den wortkargen Hipster, der in seiner Kneipe hauptsächlich seine Freunde bewirtet, zur Suche nach dem eigenen Glück. Trotz einiger Dialogplattitüden ein witzig-schräger München-Western unter der Regie von Ben Brummer, mit großartigen Bluesklängen und überdrehten Figuren. Hingucker: Christian Tramitz als verquerer Tresen-Mystiker.

Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween

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(Foto: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Ein kleiner Nachtrag zur Buchmesse, ein zweiter Film um die berühmten "Goosebumps", die Serie der Jugendhorrorbücher der Neunziger. Jack Black als malträtierter Schriftsteller verpasst diesmal die meiste Action, wenn zu Halloween versehentlich der ganze Haufen seiner gruseligen Kreationen aus ihrer papiernen Existenz in die Wirklichkeit einer amerikanischen Kleinstadt entlassen wird. Ein paar Kids müssen sich nun mit ihnen herumschlagen, unter Regie von Ari Sandel, mit Skeletten und Riesenspinnen, mörderischen Gartenzwergen und dreisten Kürbisköpfen, und mit einer Schar fieser Gummibärchen. Irgendwie kann man ihre Aggression, ihre Lust auf Anarchie und Freiheit verstehen. Wie schrecklich, immer nur in einem Buch vegetieren zu müssen.

Halloween

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(Foto: Ryan Green; Universal Pictures International France)

Die Zahl der Fortsetzungen ist kaum noch zu überlicken, hier aber tun der Schöpfer John Carpenter und der Regisseur David Gordon Green so, als sei seit dem Original-"Halloween" von 1978 gar nichts mehr passiert. Maskenmörder Michael darf einmal mehr aus dem Knast ausbrechen, wieder ist Halloween, und wieder trifft er auf Laurie (Jamie Lee Curtis), die inzwischen keine Scream Queen mehr ist, sondern eine Scream Granny. Sie hat aufgerüstet und tatsächlich 40 Jahre auf diese Chance zur Selbstjustiz gewartet. In Zeiten irrer Horrorplots wirkt das fast klassisch - und also gut.

Hellraiser III: Hell on Earth

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(Foto: Drop-Out Cinema)

Eine Wiederaufführung - der dritte Teil der Horror-Reihe von 1992, angesiedelt im großstädtischen Ambiente von New York. Eine Fernsehjournalistin (Terry Farrell) muss es mit der inkarnierten Hölle, dem nagelgespickten Pinhead aufnehmen. Anthony Hichox feiert Oberflächlichkeit, Farben und Nachtclubs im Stil der Neunzigerjahre, seziert aber auch die Körper in Haut und Gedärme. Das kann man einen guten Schocker nennen, oder passionierte Medienkritik.

Hunter Killer

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(Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Keine engen stickigen Gänge, kein düsterer Kommandostand, keine Klaustrophobie - die "USS Arkansas", vom Typus Hunter Killer, ist ein modernes U-Boot der Luxusklasse. Gerard Butler, der oft in seinen Filmen prollig derb daherkam, spielt den Kommandanten absolut lässig. Ebenfalls lässig, und ohne die üblichen psychotischen Genreexzesse, erzählt Donovan Marsh die Geschichte, die, angesichts der aktuellen Diskussionen um atomare Abrüstungsverträge zwischen Russland und den USA, einen skurrilen Touch erhält. Ein russischer Hardliner-General setzt seinen Präsidenten matt, und dem muss ausgerechnet Gerard Butlers Arkansas zu Hilfe eilen.

Intrigo - Tod eines Autors

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(Foto: Twentieth Century Fox)

Auftakt zu einer Film-Trilogie, die auf Erzählungen des schwedischen Thriller-Autors Hakan Nesser basieren soll. In der ersten, verschachtelten Geschichte spielt Benno Fürmann einen Übersetzer, der im letzten Werk eines verschollenen Autors eine düstere Entdeckung macht - in dazwischen geschnittenen Szenen sitzt er mit Ben Kingsley auf einer Terrasse und bespricht die Geschichte eben dieses Übersetzers. Klingt konstruiert? Fühlt sich in der Inszenierung von Daniel Alfredson auch so an.

Moritz Daniel Oppenheim

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(Foto: FEINSHMEKER FILM)

Eine Doku über Leben und Werk des jüdischen Malers Moritz Daniel Oppenheim. Der Zeitgenosse von Heine und Goethe, geboren im Ghetto von Hanau, ist einer der wichtigsten visuellen Chronisten deutsch-jüdischer Kultur seiner Zeit. Erschöpfend detailliert dokumentiert Isabel Gathof die Entstehung eines Bronzeabbilds des Künstlers und stellt diesen Bildern die Gespräche mit Kunsthistorikern und Nachfahren Oppenheims gegenüber. Der Soundtrack klingt nach einem poppigen Mendelssohn-Bartholdy Crossover. Alles etwas verkrampft.

Projekt: Antarktis

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(Foto: Projekt: Antarktis 2018)

Drei junge Männer wollten unbedingt in die Antarktis - und sind tatsächlich hingefahren. Für Tim David Müller-Zitzke, Dennis Vogt und Michael Ginzburg war das ganz bestimmt ein irres Abenteuer. Für Zuschauer, die diese drei nicht persönlich kennen, ist die Dokumentation über diese Reise aber ungefähr genauso interessant wie ein Diaabend über einen Urlaub, bei dem man nicht dabei gewesen ist - wenn auch besser gefilmt.

Sorry Angel

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(Foto: Jean-Louis Fernandez / LFP- Les Films Pelléas - Gaumont - France 3)

Man muss kein großer Fan von Christophe Honoré sein, um diesen Film berührend zu finden: Die Liebesgeschichte zwischen einem 1993 an Aids erkrankten Schriftsteller (Pierre Delandonchamps) und dem jungen Bretonen Arthur (Vincent Lacoste) beginnt wie eine heitere Flipperpartie und entwickelt sich konsequent zum Gang in die Nacht. Außerdem sieht man kurz das Grab von François Truffaut. So ein Film kann unmöglich schlecht sein.

Wildhexe

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(Foto: 2018 Good Company Films / Tine Harden)

Sprechende Tiere und Gestalten im Nebel. Clara ist plötzlich mit diversen Merkwürdigkeiten konfrontiert. Klar, die Zwölfjährige ist eine Wildhexe und soll der gefährdeten "wilden Welt", sprich der Natur, helfen. Das Gefühl der Überrumpelung dauert bei ihr aber nicht lange an. Kaspar Munks Verfilmung von Band eins der dänischen Jugendbuchreihe ist eher etwas für Wildhexen-Kenner. Die anderen können sich an Landschaftsbildern erfreuen, während sie leider vergeblich auf Antworten zum Wie und Warum warten.

Wuff

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(Foto: DCM_OliverVaccaro)

Videos süßer Tiere haben therapeutische Effekte. Sie erhöhen sogar die Produktivität am Arbeitsplatz - dazu gibt's Studien. Auch aus dem Film von Detlev Buck geht man mit viel Sonne im Gemüt, denn der Regisseur hat dafür eine Menge sympathischer deutscher Schauspieler und Hunde zusammengetrommelt, die man gern in den Arm nehmen und kraulen würde. Frederick Lau, zum Beispiel, ist als Hundetrainer einfach zum Knutschen.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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