Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"The Happytime Murders" ist ein Plüschporno mit Film-noir-Anleihen. Im Animationsfilm "Smallfoot" wird das Leben einer Yeti-Gemeinschaft auf den Kopf gestellt.

Von den SZ-Kinokritikern

Abgeschnitten

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(Foto: dpa)

Abgeschnitten sind hier nicht nur diverse Körperteile, abgeschnitten vom Rest der Welt sind auch die Besucher der unwetterumtosten Insel Helgoland. Eine junge Comiczeichnerin (Jasna Fritzi Bauer ), die vor einem Stalker flüchtet, ein psychopathischer Serienkiller (Lars Eidinger) der den Vater (Moritz Bleibtreu) seines Opfers auf eine Leichenschnitzeljagd schickt. Psychothriller haarscharf an der Grenze zum Splatter-Horror, das betreibt in Deutschland keiner so konsequent wie Christian Alvart. Was Spannung, Konstruktion und Atmosphäre betrifft, ist Alvart, der hier auf den Spuren der schreibenden Rechtsmediziner Sebastian Fitzek und Michael Tsokos wandelt, seinen amerikanischen Vorbildern durchaus gewachsen, nur bei den Dialogen und Figurenzeichnung eher nicht.

Bad Times at the El Royale

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(Foto: dpa)

Wild stilisiertes Popcornkino, das im Jahr 1969 spielt und seine Inspiration aus realen Ereignissen zieht. Schauplatz ist das damals schon heruntergekommene Retro-Motel "El Royale", das einst Sinatra gehörte und leicht als das mythenumwobene "Cal Neva" in Lake Tahoe erkennbar ist. Die Mythen - etwa, dass Marilyn Monroe hier Sex mit JFK hatte und vom FBI dabei gefilmt wurde - schlachtet Drew Goddard nun geschickt aus, mit toller Besetzung (Jeff Bridges, Jon Hamm). Er übertreibt es aber auch, wenn er (kaum verfremdet) die ganze Manson Family anrücken lässt, mit Chris Hemsworth als ihrem Guru.

Eine gefangene Frau

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(Foto: Eclipse Film/Partisan Verleih)

Ein ungarischer Dokumentarfilm, dessen Geschichte sich kein Drehbuchautor besser ausdenken könnte. Marish ist 52 Jahre alt, sieht aber aus wie 70: das Gesicht in Falten, der Mund zahnlos. Als moderne Sklavin lebt sie bei einer kleinkriminellen Familie, die sie demütigt und schlägt. Nebenbei schuftet sie täglich zwölf Stunden in einer Fabrik. Regisseurin Bernadett Tuza-Ritter kommt dieser so starken wie verängstigten Frau nahe - nicht nur mit der Kamera, sondern auch emotional. Sie erzählt behutsam und fesselnd, wie Marish den Mut fasst zu fliehen.

Elternschule

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(Foto: Verleih)

Spannender als jeder Genrefilm sind die Fälle, die Jörg Adolph und Ralph Bücheler in einer therapeutischen Klinik für Eltern und Kinder dokumentieren. Sie beobachten die Machtkämpfe, die schon Babys antreten, die Wut oder die Panik der Eltern, die Wucht der steten Konfrontation. Dabei werden durch die ärztliche Hilfe jeweils Ursachen und Wirkung analysiert, damit beide Seiten ein konstruktiveres Verhalten lernen - ein Training mit verblüffenden Konsequenzen.

The Happytime Murders

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(Foto: dpa)

Eine Stripperin raspelt drei Karnickeln die Karotten klein, eine Kuh beißt beim Pornodreh ins Gras und ein Detektiv ejakuliert ordentlich gegen eine Büroglaswand. Noch mehr Schmuddelkram gefällig? Kein Problem: Brian Henson, Sohn des Muppet-Show-Erfinders Jim Henson, hat einen Plüschporno mit Film-noir-Anleihen gedreht. Die Hauptrollen spielen räudige Stoffpuppen, begleitet werden sie von Hollywoodstars wie Melissa McCarthy oder Maya Rudolph. Eine obskure Mischung, die der Regisseur recht altbacken inszeniert und mit popkulturellen Anspielungen aus den Achtzigerjahren garniert hat. Die plumpen Witze scheinen ebenfalls aus dieser Zeit zu stammen.

Die Legende vom hässlichen König

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(Foto: Mitosfilm Verleih)

Ist er immer noch legendär, Yilmaz Güney, der große türkische Filmemacher, 1937 bis 1984, der immer wieder verhaftet wurde und ins Gefängnis musste? In den Sechzigern war er ein Actionfilmstar, ein kraftvoller Outlaw, man nannte ihn den hässlichen König. Seine eigenen Filme von denen er viele im Gefängnis schrieb und auch von dort aus inszenierte, erzählen von elenden sozialen Bedingungen in der Türkei. Wir müssen dem Volk dienen, sagte er, das klang nach Kommunismus. Der junge Filmemacher Hüseyin Tabak folgt Güneys Spuren von Yilmaz Güney, besucht dessen Familie und Mitarbeiter. Güneys Coup war der Film "Yol", der im Wettbewerb von Cannes gezeigt wurde. Ex-Festivalchef Gilles Jacob nannte ihn einen "kleinen türkischen Film, den ich sehr mag". Dann gewann "Yol" die Goldene Palme.

Smallfoot - Ein eisigartiges Abenteuer

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(Foto: dpa)

Auf einem Berggipfel über den Wolken leben in einer glitzernden Schneewelt eiscremefarbene Wesen mit zuckrigen Namen. Migo, Meechee und Fleem sind junge Yetis und machen eine Entdeckung, die ihre Gemeinschaft auf den Kopf stellt. Der Bruchpilot, abgestürzt an den Berghängen außerhalb des Dorfes, ist ein Mensch - ein "Smallfoot". Ein Wesen, das es angeblich gar nicht gibt. Um die Grenzen ihrer Welt zu erforschen, starten Migo und seine Freunde eine Expedition ins Tal. Der Kinder-Animationsfilm von Karey Kirkpatrick ("Ab durch die Hecke") nimmt die Themen Freundschaft, Mut und Eigenverantwortlichkeit ernst, trotz arg süßlicher Bonbon-Ästhetik.

Unser Saatgut

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(Foto: W-Film)

Der Kampf um das Saatgut dieser Erde ist ungerecht. David gegen Goliath - wenige Kleinbauern gegen global agierende Konzerne. Jahrtausende alte vielseitige Kulturpflanzen werden verdrängt durch wenige Hybridsorten. Dieser Dokumentarfilm deckt einen Problemkomplex auf, der noch immer nahezu unbekannt ist: Mehr als 90 Prozent aller Saatgutsorten sind bereits für immer verloren. Taggart Siegel und Jon Betz erzählen von der Hybris derjenigen, die durch genmanipulierte Saat etwas erschaffen haben, das sich längst unkontrollierbar verselbstständigt.

Verliebt in meine Frau

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(Foto: dpa)

Daniel Auteuil hat sich an einem Zwitter zwischen Tschechow und Boulevard versucht. Er spielt selbst Daniel, der sich in die viel zu junge Freundin seines Freundes (Gérard Depardieu) verguckt, obwohl seine Frau (Sandrine Kiberlain) daneben sitzt. Man weiß manchmal nicht, ob man nun beim Essen ist oder in einer von Daniels Fantasien; weil er von Tschechow gelernt hat, dass alles Konsequenzen hat, tut er nämlich nichts, was er nicht in seiner Vorstellung schon erprobt hat. Das ist eigentlich ganz schön, ein großer cineastischer Wurf ist es nicht - eher schon eine modernere Variante einer sehr klassischen französischen Komödie.

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