Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"The Nun" setzt auf billige Schock- und Ekeleffekte. "Mr. Gay Syria" ist eine eindringliche Dokumentation über Solidarität und Flucht als Suche nach einem lebensw rten Leben.

Alpha

1 / 10
(Foto: dpa)

Irgendwann in der Steinzeit ist es passiert: Menschenjunge und Wolf finden zusammen. Gemeinsam kämpfen sie sich durch Wildnis und Schnee. Der eine wird erwachsen, der andere macht erste Schritte zur modernen, leckerlivertilgenden Pupsmaschine. Man stellt sich das schon vor dem Kinobesuch recht naturgewaltig vor, hat bestimmte Szenen im Kopf - und die kommen dann auch. Aber keine darüber hinaus. Albert Hughes hat das Stöckchen geholt und sogar ein paar Tricks gezeigt. Dafür hat er sich nun einen warmen Platz am Ofen verdient.

Embryo - A Journey of Music & Peace

2 / 10
(Foto: Filmokratie)

Die Suche der Band Embryo nach der "nächsten Musik". Michael Wehmeyer, einstiger Keyboarder, schöpft aus seinem umfangreichen Archiv voller Super-8 und Videoclips: Pop, der sich nicht nur von angloamerikanischen Vorbildern, sondern überhaupt von der gewinnorientierten Kulturindustrie emanzipiert. Unter anderem mit selbstgebrannten CDs, wie in der Eingangsszene des mitreißenden Films zu sehen ist.

It Must Schwing! The Blue Note Story

3 / 10
(Foto: NDR/Studio Hamburg Enterprises GmbH)

Zwei jüdische Deutsche flüchten vor den Nazis nach New York und gründen ein Jazzlabel, das weltberühmt wird: Blue Note. Eine tolle Geschichte - was kann schiefgehen, wenn eine Doku sie nacherzählt? Überraschend viel, da Regisseur Eric Friedler nicht dem energiegeladenen Soundtrack und den stimmungsvollen zeitgenössischen Fotografien vertraut. Er erliegt dem Drang, jede Anekdote mit kitschigen Animationssequenzen zu bebildern - und raubt dem Film so viel von seiner Kraft.

Menashe

4 / 10
(Foto: Sophie Dulac Productions)

Menashe (Menashe Lustig) ist der Außenseiter seiner ultraorthodoxen chassidischen Gemeinde in New York, in der Ehen arrangiert werden und sich alle dem Wort des Rabbis beugen. In Joshua Weinsteins Film lernt man aber nicht von den Figuren oder durch sie, sondern sie sind nur da, damit der Zuschauer über sie urteilen kann: Was zählt mehr, Gruppe oder Individuum? Prädikat: Pädagogisch unwertvoll.

Messi and Maud

5 / 10
(Foto: déjà-vu film UG)

Marleen Jonkmans Langfilmdebüt über eine Frau, die mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch hadernd durch Chile reist, ist wie alle guten Roadmovies der Versuch, gleichzeitig von einer Krise und der heilenden Wirkung der Bewegung zu erzählen. Nach einem Streit mit ihrem Mann trampt die Holländerin Maud alleine durch die endlose Landschaft und trifft bald auf den kleinen Messi, als dessen Mutter sie sich fortan ausgibt. Jonkmans Film folgt den beiden in ihrer Richtungslosigkeit, mit dokumentarisch anmutender Kamera, die trotzdem vieles im Ungefähren lässt.

Mr. Gay Syria

6 / 10
(Foto: dpa)

Ayse Toprak porträtiert syrische Homosexuelle in Istanbul - geflüchtet vor dem Krieg, dem Islamischen Staat und der Homophobie zu Hause. Auch in der Türkei wird es immer schwieriger. Sie wählen einen Mr. Gay Syria, der sie beim Mr. Gay World-Wettbewerb vertreten und auf ihre Situation aufmerksam machen soll. Eindringliche und empathische Dokumentation über Solidarität und Flucht als Suche nach einem lebenswerten Leben.

The Nun

7 / 10
(Foto: AP)

Eine junge Nonne, ein alter Priester und ein schwer bewaffneter Rumäne untersuchen ein Spukschloss in Rumänien. Die Nonne erschreckt sich viel, der Priester gruselt sich vor allem vor sich selbst. Ein Ableger der "Conjuring"-Reihe um Geisterjäger-Pärchen Lorraine und Ed. Alles Handwerkliche stimmt, aber Regisseur Corin Hardy setzt auf billige Schock- und Ekeleffekte. Dabei gäbe die Kirche einiges mehr an Abgründen her.

Phantomschmerz

8 / 10
(Foto: dpa)

Ein junger Mann starb bei einer Herzoperation. Sein Bruder glaubt, der Chirurg habe ihn vorsätzlich getötet. Er wird zum Stalker des Chirurgen, gleichzeitig beginnt er eine Liebschaft mit dessen Tochter, nicht ahnend wer sie ist. Leicht abstruser deutscher Rachethriller, den Andreas Olenberg ohne Filmförderung hergestellt hat. Die Geste zählt, aber das Drehbuch wird dadurch nicht besser.

Das Prinzip Montessori

9 / 10
(Foto: MOUROT; Neue Visionen Filmverleih)

Sie türmen Bauklötze aufeinander, schälen Karotten oder gießen Wasser von einem Gefäß ins andere: Die Kinder in Frankreichs ältestem Montessori-Kinderhaus in Roubaix sind in ihre "Arbeit", wie es in dieser Pädagogik heißt, vertieft. Die Erzieher halten sich zurück, die Drei- bis Sechsjährigen dürfen selbständig lernen. Alexandre Mourot unterlegt seine Bilder mit Zitaten von Maria Montessori. Doch nicht einmal die leiseste Kritik hat Platz in der Dokumentation, die wie ein Montessori-Werbefilm wirkt.

Das schönste Mädchen der Welt

10 / 10
(Foto: NADJAKLIER; Nadja Klier/TOBIS Film GmbH)

Nicht, dass man es bei dem Filmtitel vermuten würde, aber Aron Lehmann schickt in seiner Teenie-Komödie verblüffend starke Figuren auf Oberstufenfahrt nach Berlin. Eine moderne "Cyrano de Bergerac"-Variation, aber die Angebetete ist hier keine holde Maid, sondern eine schlagfertige junge Frau. Die Liebesverse des 120 Jahre alten Dramas werden durch Battle-Raps ersetzt. Inszenierung und Schnitt folgen auf unaufdringliche Weise dem Takt der Musik. Und in pointierten Dialogen werden so gut wie alle Peinlichkeiten des Genres umschifft.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: