Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Ute Wielands "Tigermilch" ist eine Falle - im positiven Sinn. Gute Schauspieler, aber unoriginelle Erkenntnisse bietet hingegen "Table 19".

Von den SZ-Kinokritikern

The Promise - Die Erinnerung bleibt

1 / 10
(Foto: dpa)

Terry George erzählt mit großer Geste vom Genozid an den Armeniern 1915. Er hatte dafür ein großes Budget und große Stars. Christian Bale und Oscar Isaac spielen einen amerikanischen Journalisten und einen armenischen Medizinstudenten, die dieselbe Frau lieben. Als historisches Epos ist das spannend. Das Hollywood-Liebesdreieck ist allerdings so unglaubwürdig, dass es dem restlichen Film im Weg steht.

Träum was Schönes - Fai Bei Sogni

2 / 10
(Foto: Simone Martinetto; Simone Martinetto)

Der Journalist Massimo wird seit seiner Kindheit von der Frage gequält, wie seine geliebte Mutter einst ums Leben gekommen ist. Marco Bellocchio zeigt in seinem wunderbaren und brutalen Film, dass Massimo schon unbewusst alles weiß, bevor er es wirklich weiß. Und dass die Erinnerungen und Gefühle immer schon Produkte einer Manipulation sind.

Table 19 - Liebe ist fehl am Platz

3 / 10
(Foto: dpa)

Weil sich der Bruder ihrer ältesten Freundin von ihr getrennt hat, muss Eloise auf deren Hochzeit zwischen den Außenseitern sitzen. Die romantische Komödie von Jeffrey Blitz hat ein paar rührende Momente und ein starkes Ensemble, beschränkt sich aber auf die wenig originelle Erkenntnis, dass auch am Katzentisch liebenswerte Menschen sitzen können.

Ein Sack voll Murmeln

4 / 10
(Foto: Thibault Grabherr, Quad, Forecast, Gaumont, TF1)

Paris 1942: Joseph und sein Bruder Maurice führen trotz Nazi-Besatzung ein unbeschwertes Leben. Weil es für Juden jedoch immer gefährlicher wird, schicken ihre Eltern sie in die unbesetzte Zone nach Südfrankreich. Doch die vermeintliche Sicherheit ist nur von kurzer Dauer. Der Kanadier Christian Duguay erzählt auf bewegende Weise von der Verbindung zweier Brüder, ihrem Kampf ums Überleben und dem Ende ihrer Unschuld.

Tigermilch

5 / 10
(Foto: dpa)

Nini und Jameelah, 14, wollen sich entjungfern lassen. Noch in diesen Sommerferien. Als erwachsener Zuschauer stellt einen dieser Plot schon binnen der ersten Filmminuten vor gewichtige Fragen: Wie strafbar mache ich mich, wenn ich bei diesem Quest mitfiebere? Doch was als typischer Jugendfilm anfängt, gewinnt zunehmend Tiefe: Jameelah droht die Abschiebung, in der bosnischen Familie in der Nachbarschaft bahnt sich ein Ehrenmord an. Ute Wielands Tigermilch ist eine Falle, eine Falle im positiven Sinn.

Robert Doisneau - Das Auge von Paris

6 / 10
(Foto: Film Kino Text)

Robert Doisneaus "Kuss vor dem Hotel de Ville" ist eine der berühmtesten Fotografien der Welt. Sie ziert Postkarten und Kühlschrankmagnete. Dabei war er nie am Klischee interessiert. Seine Enkeltochter Clémentine Deroudille erzählt in ihrer Doku von einem humorvollen Humanisten und manischen Arbeiter auf der Suche nach dem Majestätischen in den Pariser Seitenstraßen. Eine toll bebilderte, aber recht konventionelle Biografie.

Ein Hauch von Zen

7 / 10
(Foto: Carlotta Films)

Mit Dragon Inn kommt auch King Hus Opus Magnum von 1971 wieder ins Kino. Die Heldin (Hsu Feng) ist auf der Flucht vor den Häschern des kaiserlichen Eunuchen. Beim virtuosen Schwertkampf tanzen die Figuren durch die Luft, flirren zwischen Weidengras, Licht und Spinnwegen - sind nur Momente einer großen kinetischen Energie. Dragon Inn war ein Filmtempel, Ein Hauch von Zen ist das Nirwana des Kinos.

Gelobt sei der kleine Betrüger

8 / 10
(Foto: mm Filmpresse / Neue Visionen Filmverleih)

Im Gefängnis, in Jordanien: Ein charmanter Bauunternehmer wird verknackt und kann sich mit den Haftbedingungen so geschickt arrangieren, dass er am Ende nur ungern in die Freiheit zurückkehrt. Mahmoud al Massad beschreibt Hierarchien und Geschäftemacherei in einer Sammelzelle mit unterschiedlichen Insassen, aber unbehaglich wird es nie. Der Knast bleibt Kulisse für eine leise Komödie aus der Fremde.

Dragon Inn - Die Herberge zum Drachentor

9 / 10
(Foto: Carlotta Films)

Neben King Hus späterem Touch Of Zen läuft auch sein früheres Schwertkampffilm-Meisterwerk von 1967 wieder in den Kinos an, natürlich digital restauriert. Hier kommt es in einer entlegenen Herberge zum Showdown zwischen kaiserlichen Geheimdiensten und einer Gruppe Renegaten auf edler Mission. Ein Tempel von einem Film, und eine reine Zelebration von Kampf- und Filmkunst.

Bullyparade - Der Film

10 / 10
(Foto: dpa)

Es gibt mittlerweile eine ganze Generation, die mit einer sehr speziellen Form des deutschen Humors aufgewachsen ist: dem Bully-Humor. Der war nie besonders feingeistig, noch tat er jemandem weh, er lud aber immer zur Imitation ein. Winnetouch aus Der Schuh des Manitu oder Mr. Spuck aus (T)Raumschiff Surprise wurden erst in Kinderzimmern und dann auf bierseligen Studentenpartys nachgemacht. Seit der ersten Folge der Bullyparade sind zwanzig Jahre vergangen. So ein Jubiläum ist zwar ein Anlass, aber noch lange kein hinreichender Grund für ein neues Bully-Werk, das die alte Sendung feiert. Notwendig wäre eine wirklich gute Filmidee gewesen. Die hat aber offensichtlich gefehlt. Den Mangel an Originalität versucht Herbig mit Referenzen auf alte und neue Filmklassiker auszugleichen.

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