Filmfestival:Mein Hund heißt Polizei

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Der großartige Spielfilm "Câini" von Bogdan Mirică eröffnet das rumänische Filmfest in München. Er basiert auf einer Kindheitserinnerung des Filmemachers von wilden Kämpfen in heißen Sommernächten.

Von Fritz Göttler

Ein Haus mit Durchblick, ein Flur teilt es in zwei Hälften, und wenn die Türen offen stehen, kann man hindurchschauen. Die Landschaft ist weit und öde in "Câini/Hunde", dem ersten Spielfilm von Bogdan Mirică. 550 Hektar gehören zum Haus, aber der Eigentümer hat das Land nicht genutzt - er war der "Pate" dieser Provinz, hat die kriminellen Geschäfte bestimmt, unabhängig, auch im sozialistischen Regime. Polizei hat er seinen Hund genannt.

Nun ist der Alte tot, sein Enkel kommt, um sich um Haus und Grundstück zu kümmern. Dragoș Bucur spielt ihn, mit Postpionier-Stoizismus, die herbe Raluca Aprodu ist seine Freundin, als Banden- und Polizeiboss sind Vlad Ivanov und Gheorghe Visu dabei - Letzterer zerlegt mal fachgerecht und chaplinesk einen im Tümpel gefundenen Fuß auf seinem Teller. Dragoș Bucur ist anwesend, wenn "Câini" am Donnerstag das rumänische Filmfestival im Münchner Filmmuseum eröffnet, und am Freitag wird er zwei weitere seiner Filme vorstellen, das frühe Roadmovie "Ware und Geld", 2001, von Cristi Puiu und die Geldjagd-Komödie "Zwei Lose" von Paul Negoescu.

Eine Kindheitserinnerung hat "Câini" inspiriert, sagt Bogdan Mirică, ans Haus der Großmutter. "Manchmal in den Sommernächten schaute ich diesen wilden Kämpfen zwischen den Einheimischen zu. Sie benutzten improvisierte Waffen, Fahrradketten, Latten, Äxte. Was mich am meisten verstörte, war nicht die Gewalt, sondern ihre Willkürlichkeit. Diese Burschen brauchten keinen Grund, um einen Kampf zu beginnen. Bei all ihrer Wildheit und ihrem Mangel an Moral gab es eine Art altehrwürdiger Reinheit in ihren Handlungen." Der Film ist wie das rumänische Kino, man wartet, man träumt, von der Welt, die fernbleiben wird vom großen Kino.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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