Film:Mike Leigh musste Geldmangel mit Fantasie ausgleichen

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Cannes (dpa) - Mike Leigh (71) hat in Cannes die Lebensgeschichte des englischen Malers William Turner (1775-1851) ins Rennen um die Goldene Palme geschickt. Den Film über den großen Romantiker wollte der britische Film- und Theaterregisseur schon vor mehr als zehn Jahren verwitrklichen.

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Cannes (dpa) - Mike Leigh (71) hat in Cannes die Lebensgeschichte des englischen Malers William Turner (1775-1851) ins Rennen um die Goldene Palme geschickt. Den Film über den großen Romantiker wollte der britische Film- und Theaterregisseur schon vor mehr als zehn Jahren verwitrklichen.

Wie es nun endlich zu dem Biopic kam, in dem Timothy Spall (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2) die Hauptrolle spielt, erzählte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa und anderen internationalen Medien.

Frage: Warum haben Sie sich für einen Maler aus dem 19. Jahrhundert entschieden?

Antwort: Turner ist ein großer Maler. Es gibt viele Filme über Künstler, aber keinen über Turner. Zudem ist er eine interessante Persönlichkeit.

Frage: Wann haben Sie das erste Werk von Turner entdeckt?

Antwort: Ich kannte Turner früher nicht. Landschaftsdarstellungen interessierten mich als 15-Jähriger nicht sonderlich. Ich kannte Picasso. Das war alles. Turner entdeckte ich, als ich in London begann, Schauspiel zu studieren. Das war ich ungefähr 20.

Frage: Und wann kam die Idee zu einem Film?

Antwort: Das war nach „In Topsy-Turvy - Auf den Kopf gestellt“, der Lebensgeschichte des Komponisten-Duos Arthur Sullivan und William S. Gilbert, also nach 1999. Ich glaubte schon gar nicht mehr an den Film.

Frage: Der Film stellte Sie vor unerwartete Probleme, darunter auch finanzielle. Würden Sie den Film nochmals drehen?

Antwort: Auf jeden Fall. Der Film hat 10,3 Millionen Euro gekostet. Das ist für eine ehrgeizige historische Rekonstruktion zu wenig. Die Vorbereitungen und Recherchen haben drei Jahre gedauert. Doch die finanziellen Zwänge haben meine Fantasie und Kreativität beflügelt. Ein englischer Filmemacher zu sein, ist ein Albtraum. Zum Glück habe ich eine Top-Produzentin.

Frage: Was hat Sie an Turner mehr fasziniert, der Maler oder sein komplexer Charakter?

Antwort: Sowohl als auch. Turner war seiner Zeit weit voraus, deshalb wurde er am Ende seines Schaffens auch nur von wenigen verstanden. Er war ein Wegbereiter der modernen Malerei. Als Mensch war er exzentrisch, anarchistisch, ungehobelt, manchmal unberechenbar, aber auch sehr verletzbar.

ZUR PERSON: Mike Leigh wurde am 20. Februar 1943 in Salford im Nordwesten Englands geboren. Er gehört zu den bedeutendsten britischen Regisseuren und Vertretern des New British Cinema, das Kritik an dem seit Mitte der 80er Jahre grassierenden Sozialabbau übt.

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