Festakt:Gedichte mit Nachhall

Das Lyrik Kabinett bedauert die Absage von Birgit Müller-Wieland

Von Sabine Reithmaier, München

Der offene Brief der Schriftstellerin Birgit Müller-Wieland hat das Lyrik Kabinett aufgeschreckt. Die Schriftstellerin hatte ihre Teilnahme am Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Münchner Institution abgesagt, weil dort ihr Dichterkollege Michael Krüger die Feierlichkeiten eröffnen wird. Ihrer Ansicht nach hat dieser in zwei Siegfried Mauser gewidmeten Gedichten sexuelle Gewalt verharmlost sowie Justiz und Rechtsstaat angegriffen.

Am vergangenen Montag habe ein "gutes, persönliches Gespräch" mit der Autorin stattgefunden, teilt nun der Vorstand des Lyrik Kabinetts in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme mit. "Wir haben verstanden, dass sich die Kritik inhaltlich nicht an das Lyrik Kabinett richtet", ergänzt Holger Pils, der Leiter der Einrichtung. Man bedauere die Absage Müller-Wielands sehr, als Gast an der Feier teilzunehmen. Am Ablauf des Festakts ändert sich nichts. Im Zentrum des Abends stehe eine Lesung mit vier internationalen Dichterinnen und Dichtern, die dem Lyrik Kabinett eng verbunden seien, heißt es in der Stellungnahme. In seiner Begrüßung werde der Kuratoriumsvorsitzende Michael Krüger auch das Lebenswerk der Lyrik Kabinett-Gründerin und Stifterin Ursula Haeusgen kurz würdigen.

Müller-Wieland bestätigt das Gespräch, will sich aber, um das von ihr hoch geschätzte Lyrik Kabinett nicht zu beschädigen, weiter nicht mehr äußern, sondern "die Dinge ruhen lassen". Sagt nur noch, dass sie sich eine Distanzierung von den Gedichten gewünscht hätte. Vom Tisch ist ihr Brief noch nicht, darauf weist der letzte Satz der Stellungnahme hin. "Den von ihr dabei angesprochenen Themen werden sich die Gremien der Stiftung Lyrik Kabinett widmen."

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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