Fantasy:Stachelelfen

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Viele Monster und ein sprechender Bademantel, der den Kindern hilft, ihre besondere Nanny wieder nach Hause zu bringen.

Von Verena Hoenig

Sie ist stark und hat wilde Kulleraugen. Trotz ihrer topfdeckelgroßen Hände kann sie die Spülmaschine bedienen. Aufräumen ist nicht ihre Sache. Will sie ihre Ruhe haben, zieht sie sich in den Flurschrank zurück. Diese seltsame Nanny heißt Grah und ist ein Waldtroll oder allgemein gesagt ein Monster. Beim Laufen fallen Erdklümpchen aus ihrem Fell, und sie spricht nicht. Täglich muss sie sich drei bis fünf Eimer vegetarisches Essen einverleiben.

Die Mutter hat einen Wellnessurlaub gewonnen, Betreuung der Kinder zu Hause inklusive. Verwundert sehen sich die Geschwister Hilla, Kaapo und Maikki nun also allein der zotteligen Nanny gegenüber. Der Vater macht sich von seiner Dienstreise zwar eilig auf den Rückweg, wird aber ständig aufgehalten. Wie sich herausstellt, werden auch andere Kinder in der Nachbarschaft neuerdings von Monsternannys beaufsichtigt. Doch die Monster scheinen nicht freiwillig in der Menschenwelt zu sein. Missbraucht irgendwer sie gar als Arbeitssklaven? Zum einen wollen die Kinder den sanftmütigen Wesen die Nähe zum Wald ermöglichen, den diese zum Überleben brauchen. Zum anderen hat Maiikis sprechender Bademantel dazu geraten: Draußen sei es für die Kinder sicherer als in den Wohnungen. Denn die Monsternannys haben Feinde - froschgesichtige Stachelelfen und scheinheilige Uralthexen. Die Kinder beschließen, den Waldtrollen zu helfen, in ihre Heimat zurückzukehren.

Der Zweiteiler "Monsternanny" ist spannend und bringt den Nachwuchs zum Kichern. Vor allem aber ist er eine wundervolle Geschwistergeschichte: Die Schwestern und der Bruder liegen sich ständig in den Haaren, würden bei Gefahr jedoch alles füreinander tun. Hilla ist elf und liebt Fußball, Schokolade und Baseballkappen. Der neunjährige Kaato ist ein eher ängstlicher Charakter, der in einem Monster-Handbuch aus der Bibliothek immer wieder nützliche Hinweise findet. Nesthäkchen Maiiki und ihre Sicht der Dinge amüsiert den Leser am meisten. Maiiki ist absolut furchtlos und wundert sich über gar nichts, was damit zusammenhängen mag, dass sie sich jederzeit mit ihrem Bademantel beratschlagen kann. Er weiß immer genau, was als nächstes zu tun ist. Diese Dialoge, aber auch die Streitgespräche zwischen den Geschwistern, gehören zu den Glanzpunkten der Abenteuergeschichte.

Tuutikki Tolonen schreibt mit trockenem Humor und nimmt sich bei der Entfaltung der Handlung Zeit. Sehr vergnüglich ist auch der Nachrichtenaustausch über Smartphone zwischen den Kindern und der besorgten Mutter, die von ihrem Urlaubsort aus merkt, dass nicht alles so ist, wie der Reiseveranstalter ihr versichert hat. Pasi Pitkänens detailreiche Schwarzweißbilder mit hohem Monsteranteil sind hinreißend. Die Übersetzung stammt von Anu Stohner, selbst eine bekannte Kinderbuchautorin.

Im zeitgleich erschienenen zweiten Teil entwischt Maiiki in die unterirdische Welt der Waldtrolle, weil sie deren Zuhause sehen möchte und außerdem Sehnsucht nach Grah hat. Da müssen sich Hilla und Kaato vor Mamas Rückkehr schnell etwas einfallen lassen.

Tuutikki Tolonen: Monsternanny (Band 1 und Band 2). Mit Illustrationen von Pasi Pitkänen . Aus dem Finnischen von Anu Stohner, Hanser Verlag, München 2018. 300, 286 Seiten, je 14 Euro.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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