Exilliteratur:Es gibt so viele Züge

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Die Wiederentdeckung eines großen Exilromans: Ulrich Alexander Boschwitz erzählt in "Der Reisende" von Deutschland nach den Novemberpogromen 1938. Das 1939 geschriebene Buch erscheint zum ersten Mal auf Deutsch.

Von Alex Rühle

„Für einen Juden ist eben das ganze Reich zu einem Konzentrationslager geworden.“ Berliner Straßenszene nach den Pogromen 1938. (Foto: SZ Photo)

Mehrere Wochen lang war alles gutgegangen, die Überfahrt der M. V. Abosso von Australien nach England hätte nur noch wenige Tage gedauert, Ulrich Alexander Boschwitz konnte die Ankunft in London kaum erwarten, er wollte, sobald er zurück war, seinen Roman "Der Reisende" überarbeiten. Vor der Abfahrt aus Sydney hatte er seiner Mutter geschrieben, er glaube fest daran, dass in diesem Buch etwas stecke, "was es zu einem Erfolg machen könnte". Diese zweite Fassung konnte aber leider nie erscheinen, die M. V. Abosso wurde am 29. Oktober 1942 von einem deutschen U-Boot torpediert und versenkt. 362 Passagiere ertranken, unter ihnen Ulrich Alexander Boschwitz, der gerade mal 27 Jahre alt war und bald vergessen wurde, so wie sein schmales Werk.

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