Dokumentarfilm:"Und dann fange ich einfach an"

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Wang Bing, der Gewinner des Goldenen Leoparden des Filmfestivals von Locarno, über seine Protagonisten, sein Publikum und seine Kunst, mit der Kamera Nähe zu erzeugen.

Interview von Catrin Lorch

Der Hauptpreis des 70. Festivals von Locarno ging an einen Dokumentarfilmer: An den Chinesen Wang Bing, Jahrgang 1967. Sein jüngstes Werk "Mrs. Fang" hatte gleich zweimal Premiere in Europa - in Kassel auf der Documenta und in Locarno. Die Geschichte um eine an Alzheimer leidende Chinesin und ihr Sterben ist kontrovers. Weil die Kranke nicht mehr ihr Einverständnis geben konnte, in ihrem Leid gefilmt zu werden, wird Wang Bing kritisiert. Doch wirkt der Film nie sensationsheischend oder indiskret. Vielmehr überrascht die Intimität. Die Familie und die Freunde scheinen den Filmemacher, der mit seiner Videokamera stundenlang in der Einzimmerwohnung dabei ist und auch am Esstisch oder im Fischerboot Platz nimmt, in ihrer Mitte aufgenommen zu haben. Die Bilder der Dokumentation, in Locarno erstmals in voller Qualität gezeigt, sind von einer überwältigenden Schönheit: Jede Einstellung hat die Qualität eines Gemäldes.

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