Documenta in Kassel:Zeichen der Solidarität

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Die Liste der Documenta-Künstler lässt sich nur in der Straßenzeitung nachlesen: (v.li.) Daniella Fitriab und Iswanto Hartono vom Künstlerkollektiv Ruangrupa, Stefan Marx, Verkäufer der Straßenzeitung "Asphalt", Volker Macke, Redaktionschef der Zeitung, und Reza Afisina von Ruangrupa. (Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Eine Straßenzeitung nennt Künstler, die an der nächsten Documenta teilnehmen werden.

Alle fünf Jahre zeigt die Documenta Höhepunkte zeitgenössischer Kunst. Jetzt stehen erste Teilnehmer für die nächste Documenta fest, sie wird in Kassel vom 18. Juni bis 25. September 2022 stattfinden. Dass dabei einiges anders wird als sonst, zeigte schon die Veröffentlichung der Liste mit Teilnehmern am Freitag: 54 Namen wurden in der Obdachlosenzeitung Asphalt exklusiv veröffentlicht. Das Magazin, das durch wohnungslose oder sozial benachteiligte Menschen verkauft wird, ist offizieller Medienpartner der Kunstausstellung.

Zu den ausstellenden Künstlern zählt demnach unter anderem der US-amerikanische Konzeptkünstler und Bildhauer Jimmie Durham, der schon mehrfach auf der Kunstbiennale in Venedig ausgestellt hat und auch in Kassel bei der Documenta 13 im Jahr 2012 dabei war. Ebenfalls vertreten sein wird Richard Bell, der als einer der politischsten Maler Australiens der Gegenwart gilt. Dabei sind auch die Berliner Comiczeichnerin und Illustratorin Nino Bulling, die philippinische bildende Künstlerin, Filmemacherin und Menschenrechtsaktivistin Kiri Dalena, die aus der Türkei stammende und in Berlin lebende Künstlerin Pınar Öğrenci sowie die aus Beirut stammende Künstlerin und Filmemacherin Marwa Arsanios.

" Asphalt arbeitet sehr ähnlich wie wir. Es geht um Solidarität und gerechte Verteilung", begründete Iswanto Hartono vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa am Freitag in Kassel die Entscheidung, die Namen in dem Straßenmagazin und nicht auf einer Pressekonferenz oder der Webseite der Documenta zu veröffentlichen. Ruangrupa hat die künstlerischen Leitung der nächsten Documenta inne und entwickelt die Kunstausstellung angelehnt an die indonesische lumbung-Architektur. "lumbung" ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Im Mittelpunkt steht das Teilen von Ressourcen zum Wohle aller. Diesem Leitbild entsprechend hat Ruangrupa 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt eingeladen, "gemeinsam lumbung zu praktizieren" und den Entstehungsprozess der Documenta zu begleiten.

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