Die neue Kerner-Show:Des Pudels Kerner

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Prominente will Johannes B. Kerner nur noch einladen, wenn sie etwas zu erzählen haben. Ansonsten hat seine neue Sat-1-Sendung vor allem ein Merkmal: Kerner selbst.

Stephan Seiler

Das Hotel Empire Riverside im Hamburger Stadtteil St. Pauli verfügt im 20. und damit obersten Stockwerk über eine vor allem abends gut besuchte Bar. Dabei hat sie wenig zu bieten, allerdings schaute am Montag dieser Woche Johannes B. Kerner vorbei.

Am 2. November startet Kerners neue Sendung beim neuen Arbeitgeber Sat 1. Das Alleinstellungsmerkmal seiner Show, das wurde schon bei den gereichten Kaviarkartoffeln klar, ist er dabei selbst.

Immer montags um 21.15 Uhr soll JBK in 105 Minuten vier bis sechs Themen abhandeln, in Einspielfilmen und Talks. Es gehe um aktuelle Stoffe, die mit - beim Publikum angeblich beliebten - Nutzwertbeiträgen aufgemotzt werden. Ein Streitgespräch mit dem umstrittenen Bundesbank-Vorstand Sarrazin zum Beispiel würde ihm gut passen, verriet Kerner, genau wie das Thema Wachkoma, angelehnt an jene Wachkoma-Patientin, die vergangene Woche ein Kind zur Welt brachte. Und auch die Beantwortung der Frage: "Wie gut sprechen wir eigentlich Englisch?", passe ins Programm, und natürlich würde dabei Guido Westerwelles Stolperenglisch präsentiert werden.

Aber: Prominente sollen nur selten den Weg ins Studio Hamburg finden, wo die Show wie früher Kerners ZDF-Talkshow produziert wird: "Nur dann, wenn sie eine gute Geschichte zu erzählen haben", sagt Kerner. Ganz sicher werde weder gesungen noch gekocht, doch auf Crosspromotion muss man sich einstellen, was bedeutet, dass Sat 1 sich selbst, seine Sendungen und seine Stars regelmäßig bei Kerner buchen wird.

Das alles erinnert sehr stark an Günther Jauchs "Stern TV", das mittwochs um 22.15 Uhr bei RTL läuft. Und das soll es auch, Kerner selbst hat in Gesprächen das, was er bei Sat 1 machen soll, in die Nähe von Stern TV gerückt. "Natürlich gibt es thematische Überschneidungen", sagt er, "im Übrigen auch mit anderen. Wir haben einen Vorteil: Wir senden schon zwei Tage früher."

Im Übrigen ist Kerners Engagement mit diesem Format auch ein Experiment. Denn wer weiß denn schon, ob er Publikum im Alter zwischen 14 und 49 Jahren findet. Darum geht es beim Privatkanal Sat 1, um junge Menschen. Beim ZDF hat Kerner vor allem die älteren Damen für sich interessieren können. "Eine Reihe von Zuschauern wird mich zum ersten Mal sehen", sagt Kerner nun. Um sie zu binden, werde auch mal eine Redaktionskonferenz im Internet übertragen. Da steht ein Youtube-Klassiker ins Haus.

Von diesem Dienstag an laufen erste Programmtrailer. Wie bei der Plakatwerbung verlässt sich das Sat-1-Marketing auf ein Schlagwort: Kerner. Die Risiken sind verteilt. Der Sender zahlt, aber Kerner hält den Kopf hin - auch bei Misserfolg.

© SZ vom 13.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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