Die Eroberung des Weltraums:Klavier im All

Lesezeit: 2 min

Die wunderbaren Illustrationen von Stephen Biesty geben dem locker aber sehr versiert geschriebenen Sachtext über die Geschichte der Weltraumexpeditionen eine besondere künstlerische Note.

Von Helmut Hornung

Zugegeben, die Zeiten, in denen die meisten Jungs Astronauten werden wollten, sind längst vorbei. Ein bemannter Flug zum Mond oder zum Planeten Mars ist nicht in Sicht. Und die Handvoll Menschen, die derzeit 400 Kilometer über der Erde an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) leben, ziehen ihre Runden weitgehend unbeachtet von den Medien. So gesehen wirkt das Thema Raumfahrt ein wenig aus der Zeit gefallen. Dennoch: Irgendwie übt das All doch Faszination auf Kinder aus. Das Buch "Abenteuer Weltall" von Martin Jenkins vermag daraus ein kleines Feuer zu entfachen. Das liegt nicht nur am leicht zu lesenden, fachlich sauberen Text, sondern auch an den wunderbaren Illustrationen von Stephen Biesty, die dank ihrer verblüffenden Detailtreue eigene Geschichten erzählen.

Montag, 5. September 1977. Eine Rakete steigt in den Himmel über Florida und bringt ein Vehikel von der Größe eines Klaviers ins All. So beginnt vor 40 Jahren die Reise der Raumsonde Voyager 1, die später an Jupiter und Saturn vorbeifliegen sollte und heute - mehr als 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt - aus den Tiefen des Sonnensystems immer noch Daten sendet. An Bord von Voyager 1 und ihres Zwillings Voyager 2 findet sich die berühmte goldene Schallplatte; sie trägt nicht nur Töne, sondern auch Bilder von unserem Planeten in das Universum, gleichsam als kosmische Flaschenpost. Den Trip der automatischen Späher nutzt Martin Jenkins für die Beschreibung unserer Stellung im Universum. Die folgende kurze Geschichte der Astronomie hat zwar mit dem Thema des Buchs an sich wenig zu tun, ist aber nicht zuletzt dank der erhellenden Zeichnungen von Teleskopen und Observatorien äußerst lehrreich. Im dritten Kapitel "Wege ins All" beginnt der Streifzug durch die Raumfahrt. Da liest man von dem Chinesen Yuan Huangtou, der vor 1450 Jahren mit einem Flugdrachen über die Stadtmauern von Yecheng geschwebt sein soll; von Juri Gagarin, dem ersten Menschen in der Erdumlaufbahn; und von Neil Armstrong, der im Juli 1969 den Mond betrat.

Mittlerweile historisch sind die Spaceshuttles. Immer noch aktuell dagegen die ISS, deren Zeichnung im Buch eine Doppelseite einnimmt, ebenso wie die des unbemannten Marsrovers Curiosity. Schade, dass im Kapitel "Künstliche Monde" ein Hinweis auf das Problem des Weltraumschrotts fehlt. Und statt einen (unrealistischen) Aufzug ins All zu schildern, hätte der Autor über konkrete Pläne und Projekte privater Unternehmen schreiben sollen. Auch der Weltraumtourismus wird nicht erwähnt. Dabei liegt gerade darin unsere Zukunft im All.

Martin Jenkins : Abenteuer Weltall. Mit Illustrationen von Stephen Biesty. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2017. 64 Seiten, 16,95 Euro.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: